FLAMENCO ÍNTIMO
El ojo que ves
no es ojo porque tú lo veas
es ojo porque te ve.
Antonio Machado
Fidel Meneses (La Puebla de Cazalla, 1977) kommt aus einem jener Orte, die im Flamenco einen Namen haben. Durch ein Festival, das seit vielen Jahren im Sommer stattfindet, an einem der magischen Plätze, einem ehemaligen Convento wo unter Sternenhimmel und dem Gezirpe der Grillen der Cante Jondo gefeiert wird. Durch das Café Central am Platz, Treffpunkt von Aficionados und Flamencokennern und natürlich durch den berühmten Cantaor José Menese, der dort seine Heimat hat. Der Kontakt von Fidel Meneses zum Flamenco ist ein natürlicher, er wächst damit auf und hat keine Berührungsängste, er ist damit vertraut und trägt ihn im Blut, er ist der Neffe des großen Cantaors aus La Puebla.
Seine Bewunderung für den argentinischen Fotografen Pepe Lamarca führte ihn zur Flamencofotografie. Seine Arbeiten „Flamenco Vivo“ oder „2 miradas, 2 estilos, 1 objetivo: Flamenco“ in Zusammenarbeit mit dem bildenden Künstler Patricio Hidalgo erregten schon bald die Aufmerksamkeit der Flamencogemeinde.
Die Arbeiten aus der Serie „Ensayo, desde la Intimidad“ entstanden vor allem bei Probearbeiten von Pepa Montes und Ricardo Miño in deren Studio, schließen aber auch Fotografien von anderen KünstlerInnen mit ein.
Die klassische Flamencofotografie ist in schwarz und weiß gehalten, aber Fidel Meneses wagt sich an die Farbe. Schamlos benützt er das leuchtende Violett von Curro Fernández Hemd und rückt es in den Vordergrund, die Goldkette an seinem Handgelenk als Zeichen seiner Rasse, die dunkle Haut im Gegensatz zu seinem ergrauenden Haar.
Fidel Meneses will keine gestellten Posen sondern Kurzaufnahmen aus einem Arbeitsprozess. Bilder, die einen Moment herausgreifen, aber gleichzeitig eine Geschichte erzählen. Sie haben nichts zu tun mit zufälligen Schnappschüssen, die schnell im Umkleideraum oder vor dem Auftritt entstanden sind, sie sind perfekt inszeniert was den Blickwinkel, die Perspektive und den Ausschnitt betreffen und die Intimität dieser Aufnahmen zeugt auch vom Vertrauen zwischen den Künstlern und dem Fotografen. Einerseits tritt er ganz in den Hintergrund, sodass man bezweifelt, dass er überhaupt dabei gewesen ist, andererseits fügt er sich berechnend genau ins Tableau ein. Dieser intime Blick hat nichts Entblößendes, nichts Voyeuristisches, er zeugt von großem Respekt für die Kunst.
In den Fotos von Fidel Meneses finden wir jene Magie, die wir immer suchen: Die Kraft dieser einen Bewegung, diesen perfekten Moment, wenn Curro Fernández den Arm über den Kopf hebt, die Schönheit des Künstlers, die Ruhe des Augenblicks, die Beherrschung des Raums mit einer kleinen Geste.
Fidel Meneses lädt uns ein zu einem Blick hinter die Kulissen, wo die Künstler ungeschminkt und ohne das grelle Bühnenlicht auf der Suche sind nach dem Moment, der später dem Publikum ein Olé! entlocken wird.