Für alle Liebhaber des Flamenco puro oder crudo sind die Peñas ein absolutes Muss. Es gibt sie seit über 60 Jahren, davor trafen sich die Aficionad@s privat oder in bestimmten Lokalen um unter sich zu sein und guten Cante zu hören, gleichzeitig sind sie aber auch für die KünstlerInnen ein idealer Ort um sich zu präsentieren und zu lernen. Finanziert werden sie durch die Beiträge der „Socios“, sie bekommen auch staatliche Unterstützung, aber natürlich viel zu wenig.

In Jerez gibt es noch viele Peñas, nachdem die Einschränkungen durch wir wissen schon was gelockert wurden, nehmen sie jetzt langsam wieder ihren Betrieb auf, wenn auch mit eingeschränkter Zuschauerzahl, und ich hatte das Glück an diesem Wochenende gleich zwei Abende in den Peñas zu verbringen, mit Hilfe des reizenden Juan Garrido, denn eigentlich waren beide schon ausgebucht.

1 Vicente Soto Sordera

Rechtzeitig – mindestens eine halbe Stunde vor Beginn sollte man da sein, denn dann bekommt man erstens vielleicht einen Sitzplatz und zweitens kann man den verschiedensten Begrüßungszeremonien beiwohnen, was immer ein Vergnügen ist.

Am Freitag fand in der Peña Antonio Chacón eine Hommage an den vor kurzem verstorbenen Manuel Soto ‚El Bo’ statt, es sang sein Bruder Vicente Soto Barea, Sohn von Manuel Soto ‚Sordera de Jerez’, begleitet an der Gitarre von Manuel Valencia und den beiden Palmeros Ali de la Tota und Javi Peña – Jerez wie wir es lieben also.

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Großartig die Fandangos und die Soleá, wobei Manuel Valencia wieder einmal bewies, was für ein unglaubliches Talent er ist, jeder Sänger, den er begleitet, kann sich glücklich schätzen.

Vicente Soto, Cantaor gitano aus dem Barrio Santiago, ging mit 9 Jahren mit seinem Vater nach Madrid, wo er noch Zeit mit den ganz Großen verbringen durfte, er hat nie seine Wurzeln vergessen aber war auch immer an Neuem interessiert, vor allem, was die Letras betrifft, er hat viele Gedichte bekannter Poeten für seine Cantes adaptiert und im März seine neue CD präsentiert, mindestens die zehnte, denke ich. Hier ein kleiner Ausschnitt des Abends.

Das Ambiente wunderbar, die Solera auch, also genau das, was mein Flamencoherz brauchte.

Der Samstagabend in der Peña Los Cernícalos war mindestens genauso schön, wieder eine Hommage, diesmal an Manuel Carpio „El Garbanzo“, der vor einigen Jahren starb.

3 Peña Cernicalos

Der Abend war zweigeteilt, der erste Teil gehörte Antonio Peña Carpio „El Tolo“ und er war für mich die Überraschung der letzten Tage, wenn nicht des Festivals. Ein großartiger Cantaor mit einer tollen Stimme, der jeden Palo anders anlegt, noch dazu mit Gefühl, wunderbar die Alegría und die Soleá, in denen er jeweils sein Barrio preist, großartig die Ronda por Fandangos mit José Montoya „El Berenjeno“, ein junger, talentierter Cantaor, der den zweiten Teil des Abends bestritt. Leider hatte der Tonmeister das Volumen wieder in die Höhe geschraubt, was dem Genuss einigen Abbruch tat.

Berenjeno

Das Schöne an den Peñas ist, dass man den Künstlern so nahe ist, dieses Unverfälschte, das man kaum mehr findet, das Publikum ist anders und die ‚Olés’ zahlreich und einstimmig. Das Beste ist das Ambiente und dass der Cante im Mittelpunkt steht. Wenn Sie also bei einem Besuch in Jerez Gelegenheit haben, dann gehen Sie in die Peñas. Es lohnt sich.

Peña Antonio Chacón

Calle Salas, 2

11403 Jerez de la Frontera

Peña Flamenca Los Cernícalos

Calle Sancho Vizcaíno, 25,

11401 Jerez de la Frontera

Text und Fotos: Susanne Zellinger