Dieses Dorf hat eine unglaubliche Flamencogeschichte zu erzählen und sie wurde ja auch zum Teil schon geschrieben, wie in der Biografie des großen José Menese von Genesis García, aber jedes mal, wenn ich herkomme, werde ich wieder überrascht. Sei es durch die Entdeckung eines Cantaors, sowie zuletzt El Boleco oder Raul Montesinos oder auch durch das Gespräch mit einem der vielen Aficionados wie Juan Correa, die man hier einfach in einer Bar trifft und die mit ihrem Wissen und ihrem Gedächtnis aus dem Stehgreif einen Vortrag halten können. Daten, Fakten, Namen, Orte, alles kein Problem, er weiß sogar wann José Menese was wo und mit wem gesungen hat, es ist zum wahnsinnig werden, noch dazu weil das alles mit Humor passiert, er nimmt sich nicht zu ernst und dazwischen wird noch eine Tapita und eine Caña bestellt und bezahlen kannst du ja das nächste mal.
Ich werfe noch einen Blick auf den Laden von Fidel Meneses und mache mich dann auf den Weg zur Bodega Antonio Fuentes, zur Präsentation der ‚Antología de Cantes’ von Diego Clavel. Auf der befinden sich sage und schreibe unter vielen anderen 31 verschiedene Stile von Malagueñas, 50 verschiedene Seguiriyas und unzählige Soleás, ich muss aufpassen beim Nennen der Zahlen, denn es präsentierte die Anthologie Monsieur Manuel Martín Martín und der ließ keine Zahl aus. Eine Einführung für Spezialisten und ich bereue jetzt, sie nicht aufgenommen zu haben, dann hätte ich vielleicht auch einmal die richtigen Zahlen parat.
Genauso wie die Antwort auf die nervige Frage, warum Pastora Pavón, la Niña de los Peines so heißt wie sie heißt.
Das Recital von Diego Clavel, begleitet von Fernando Rodríguez war wunderbar, eines der großen Geheimnisse des Flamenco wieder mal, denn wer kennt schon Diego Clavel? Na ich.
Auf dem Weg zum Auditorio Corbones durch die herrliche Sommernacht dachte ich wieder einmal an José Menese und daran, wie ich ihn zum letzten mal gehört und gesehen habe und dass er fehlte. Hier und überall.
Im Auditorio, einem perfekten Theater unter Sternenhimmel aber mit hervorragender Akustik und Sitzpölstern, begann Miguel Ortega sein Konzert mit einer Minera, was ein Fehler war, aber danach konnte es nur noch aufwärts gehen und das tat es auch.
Allein auf der Riesenbühne mit Manuel Herrera, großartig wie immer, war die Aufgabe keine leichte, aber Miguel Ortega überzeugte nach einer kurzen Aufwärmphase mit Alegría, Soleá, Tientos- Tangos und einer Seguiriya a doble tiempo, für viele im Publikum eine Neuheit, die aber sehr gut ankam, ganauso wie die Bulería und seine Reminiszenz an Paco Toronjo, den König des Fandangos.
Heute Abend kommt María Moreno mit Pepe de Pura im Gepäck. Ach ja.
Text und Fotos: Susanne Zellinger