José Carlos Gómez, geboren 1972 in Algeciras, also jener andalusischen Stadt, aus der auch Paco de Lucía stammt, präsentiert mit ORIGEN seine erste Solo Gitarren CD. Gómez ist ein vielseitiger Künstler, der sich neben der Flamencogitarre auch als Komponist und sogar als Sänger betätigt, bekannt sind seine Kompositionen für Niña Pastori auf ihrer CD Cañailla (Sobre la Arena, Manolillo el Canastero), wo er auch Begleitgitarrist ist, er arbeitete aber auch genreübergreifend mit dem spanischen Pop-Musiker Alejandro Sanz zusammen. Er begleitete neben Niña Pastori auch andere Flamencosänger wie Duquende oder El Pele und verlieh ihren Aufnahmen als Komponist und Arrangeur seine musikalische Unterschrift.
Hervorzuheben sind seine eigene CD-Produktion „Gente que viene y va“, wo er als Produzent, Komponist, Gitarrist und Sänger in Erscheinung tritt, weiters „Duele“, eine gemeinsame Produktion mit María del Mar Fernández und die CD Tierra der Gruppe Makarines aus Sevilla, die zum Teil auch seine Handschrift trägt.
Ein vielseitiger Musiker
José Carlos Gómez ist also ein Musiker, der in den ineinander übergreifenden Gebieten, Flamenco, Canciones und Flamenco-Pop beheimatet ist, dort seine Ideen einbringt und selbst musikalisch aus diesen Erfahrungen schöpft.
Entsprechend ausgereift präsentiert sich für mich seine im Mai dieses Jahres veröffentlichte CD „Origen“. Sie ist, vielleicht gerade aufgrund seiner intensiven Beschäftigung mit Gesang, rein auf das Gitarrenspiel konzentriert, ist, entsprechend dem Titel des Albums, auf der Suche nach den eigenen Wurzeln aber auch auf der Suche nach den Wurzeln der Flamencogitarre bzw. des Flamenco schlechthin. Dies alles aber auf natürliche und fundierte Weise, eingebettet in seine Erfahrungswelt des sogenannten „Flamenco Nuevo“, ohne die großen Meister der Flamencogitarre außer Acht zu lassen, auf die er sich bezieht und denen er in der ersten Nummer des Albums, Presentación, in einem kurzen Einführungstext ein sprachliches Denkmal setzt.
Und so stehen alle acht Nummern dieser CD in aufrechter Weise zu den musikalischen Einflüssen, auf denen sie aufbauen, Assoziationen mit bereits Gehörtem wirken angenehm, weil sie auf gekonnte Weise Tradition und Entwicklung dieser Musik widerspiegeln und eine Zwischenetappe in Form eines ausgereiften musikalischen Produktes liefern, das eben von der musikalischen Reife von José Carlos Gómez geprägt ist und es nicht notwendig hat, nach irgendwelchen, vielleicht kurzlebigen Mode Erscheinungen im Flamenco zu schielen.
Zwischen Tradition und Moderne
„La Reconquista“ ist eine melodisch sehr schöne Alegría, die an gewissen Stellen den Geist von Paco de Lucía atmet. „De Jose y de Ana“ eine Siguiríya, endlich wieder auf das ursprüngliche Tempo dieses Stiles zurückgeschraubt, besticht in ihrer elaborierten Schlichtheit, integriert die Struktur traditioneller Falsetas und verfremdet sie auf gekonnte Weise. Eine schöne Soleá, die er dem Bruder von Paco de Lucía und einem seiner Lehrmeister, Ramón de Algeciras, widmet, sowie eine Soleá por Bulería mit langer melodischer Einleitung kontrastieren mit dem karibischen Sound einer Rumba und einem Tanguillo. Herzstück für ihn ist offensichtlich die Bulería „Iranea“, die, sehr zart und lyrisch gehalten, zwischen Moll und Dur wechselt und am Schluss im harmonischen Ablauf an eine Farruca erinnert. Sie ist, ebenso wie die zweite Bulería dieser CD, sehr schön und modern gestaltet.
Für mich eine sehr hörenswerte CD, sowohl für Anhänger des traditionellen als auch des modernen Flamenco.
Erhältlich bei www.deflamenco.com Ref: 5803 EAN/ISBN: 8433391031704 CDs