Die Mutter Erde
Eine leere Bühne und zwei Frauen. Eine Stimme und eine Gitarre. Ein Gedanke und die Umsetzung. Die Intimität und die Bühne.
Gedichte von Dichterinnen, die zu ihrer Zeit, nicht die Möglichkeit hatten zu schreiben, oder es unter dem Namen ihres Ehemannes tun mussten. Die hinter Klostermauern schrieben oder eingesperrt im eigenen Haus.
Santa Teresa de Jesús, die galizische Dichterin Rosalía de Castro oder Concha Méndez aus der Generación del 27 sind einige der Dichterinnen, die Inma La Carbonera vertont hat und in die verschiedensten Palos eingebettet hat, Alegrías, Peteneras, Bulerás oder die Romance mit ‚La monja gitana’ von García Lorca.
Santa Teresa de Jesús
Ich habe mich hingegeben und alles gegeben,
und so habe ich mich verändert,
dass mein Geliebter für mich ist
und ich bin für meinen Geliebten.
La monja gitana de Lorca
Stille von Kalk und Myrte.
Malven in den feinen Gräsern.
Die Nonne stickt Malvenblüten
auf ein strohfarbenes Tuch.
Fein ausgewählte Texte, vertont von Inma La Carbonera mit den Arrangements für Gitarre von Antonia Jiménez machen aus diesem intimen Abend einen Hörgenuss, der bei dem ganzen Getöse schon fast in Vergessenheit geraten ist. Und das, ohne in einem Moment pathetisch oder mit erhobenem Zeigefinger in Erscheinung zu treten.
Inma La Carbonera singt mit einer Intensität, die direkt in die Herzen dringt, eine große Stimme. Die Gitarre von Antonia Jiménez besticht durch ihre wunderschönen Arrangements und ihre Harmonien, sie ist nicht umsonst die bedeutendste Flamencogitarristin des Moments.
Ein großartiger Abend, der nicht so leicht vergessen wird. Ein Moment der Schönheit und der Grazie, der Liebe und der Ehrlichkeit. Ein kleines Wunder.
Inma La Carbonera und Antonia Jiménez
‚A Gaya’
Teatro TNT/Atalaya, Sevilla
14.05.2023
Text und Fotos: Susanne Zellinger