Das „Amor de Dios“ ist einer der mythischen Orte, in dem ein wichtiger Teil der Flamencogeschichte der letzten 50 Jahre geschrieben wurde. In seinen Studios entstanden viele der bedeutendsten Bühnenwerke und zahllose Künstler haben hier gelernt, geprobt und unterrichtet. Man wird kaum einen großen Namen finden, der nicht durch diese Räume gewandert ist, von Cristina Hoyos über Joaquín Cortés bis zu Belén Maya. Auf dem Gang trifft man fast immer irgendwen, Olga oder Marco Flores, Rocío oder Antonio Canales.

Die westliche Flamencowelt entdeckte das Amor de Dios in den 80er Jahren durch den Film „Carmen“ von Carlos Saura, als Paco de Lucía und Antonio Gades in den Studios nach einer geeigneten Darstellerin für die Carmen suchten.

Heute befindet es sich in der Calle Santa Isabel, über dem Markt von Antón Martín im Zentrum von Madrid. Das Haus ist groß, es gibt zahlreiche Studios für Tanz, Gesang und Gitarre, der Lehrplan mit den Namen der Maestros wird regelmäßig aktualisiert.

Bei meinem Besuch lief mir zufällig der Direktor des Hauses, Joaquín San Juan vors Mikro und er erzählte ein wenig von der Entstehung des Amor de Dios.

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Nach der Zeit der Cafés Cantantes zu Beginn des XX Jahrhunderts verlagerte sich alles nach Madrid, es entstanden die wichtigsten Aufführungsorte wie das Villarosa oder Los Gabrieles und in Sevilla tat sich so gut wie nichts mehr.

1952, als das Amor de Dios gegründet wurde, waren fast alle wichtigen Tanzkompanien hier in Madrid auf dem Sprung zu den großen Bühnen der Welt.

Das Amor de Dios entstand, als das Tänzerpaar Rosario und Antonio sich trennten und ihre eigenen Kompanien gründeten und Antonio einen Ort suchte um für seine Produktionen zu proben. Er ging zuerst in ein Haus in der Calle Montero und als dieses baufällig wurde übersiedelte er in ein Gebäude in der Calle Amor de Dios. Von da haben wir unseren Namen. In der Kompanie war ein junger, argentinischer Tänzer und Choreograph, Héctor Zaraspe, der später in New York Ballettmeister von Rudolf Nurejew und Margot Fonteyn wurde, er war der erste Maestro, der im Amor de Dios unterrichtete, vor allem Danza española, Clásico español und Ballett. Ein anderer Maestro war Pedro Azorín, der über 40 Jahre bei uns unterrichtete, er war ein Meister der Jota und viele seiner Schritte flossen in den Flamenco ein. Die Zeiten änderten sich und heute wird der Flamenco nur in wenigen Ausnahmen in der Familie weitergegeben. Rocío Molina nahm Unterricht als sie 14 Jahre alt war und sie war viele Jahre hier und wir verschafften ihr die ersten wichtigen Auftritte. Heute haben die Tänzer alle eine Ausbildung, es reicht nicht mehr, einen Onkel zu haben, der Bailaor war.

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Das Amor de Dios wurde niemals durch öffentliche Gelder finanziert und jeder Gewinn wurde sofort wieder in die Schule investiert. Das ist unser Stolz aber natürlich auch unser Kreuz. Wir wollen absolute Freiheit und die hat ihren Preis.

Wir wählen unsere Lehrer aus und wenn sie hier unterrichten, entscheiden sie selbst was und wie sie unterrichten wollen. Idealerweise wählt jeder Schüler seine Lehrer aus und alle sind verschieden, wir wollen sie nicht in eine Form pressen. Sie können auch aufhören mit einem Kurs, sie müssen das nur eine Woche vorher ihrem Lehrer bekanntgeben. Natürlich wird ein gewisses Niveau vorausgesetzt, das ist kein Spielplatz, aber begabten jungen Leuten, die eine Zukunft haben aber kein Geld wurde hier immer die Möglichkeit gegeben, sich weiter zu bilden.

Das ist unsere Philosophie und bis heute hat sie 64 Jahre gut funktioniert.

Amor de Dios

c/Santa Isabel,5,1°

E – 28012 Madrid

Tel: 0034 91 360 0434

Mail: jsanjuan@amordedios.com

www.amordedios.com