Flamencofestival Düsseldorf: Daniel Doña Compañía de Danza: Habitat

Das Flamencofestival in Düsseldorf wurde eröffnet von einer Kompanie, die ich eigentlich gar nicht Kompanie nennen möchte. Vier Künstler, von denen zumindest zwei aus einer anderen Welt kommen, als die, die uns gestern gezeigt wurde: Die Welt des spanischen Tanzes, der „Danza española“, die, was die wenigsten wissen, nicht nur aus Flamenco besteht, sondern vier Disziplinen umfasst, die die Ausbildung der spanischen Tänzer/innen der heutigen Zeit beinhalten: Flamenco, Folklore, Escuela Bolera und Clásico Español.

Daniel und Cristian sind zwei der wichtigsten Repräsentanten der danza española und sie haben mit Habitat ein Stück geschaffen, das auf allen Bühnen der Welt seinen Platz finden könnte. Eine Verbindung aus Klassik, Tradition und Moderne. Ein einfaches, aber umso schöneres Bühnenbild mit den Segeln eines Piratenschiffs im Hintergrund, schönes Licht und exquisite Choreografien so wie die zu „Córdoba“ von Albéniz, einem Repertoirestück des klassischen Tanzes, interpretiert in einem schwerelosen Pas de Deux, begleitet von Alfredo „Freddy“ Valero am Akkordeon. Er ist der erste Fremdling auf der Bühne, er ist eigentlich Magier und verblüffte uns nach der Vorstellung mit Kartentricks, aber eben auch Musiker mit einer starken Präsenz auf der Bühne. Wunderschön auch der Musette Walzer, der aber in diesem Fall nichts mit Paris zu tun hatte, es war der Takt und das Fließen, das Alfredo verführte und er dann uns.

Der Gesang von David Vázquez, aus dem traditionellen Cante kommend, war kraftvoll, bestimmt und männlich, er sang zwei Romanzen, Romances, die in den Zeiten, als sie begannen in den Flamenco einzudringen a palo seco, also ohne Musikbegleitung gesungen wurden, so auch gestern. Eine Reminiszenz an die Tradition, die Vergangenheit, die Nacktheit dieser Stimme ohne Ablenkung durch ein Instrument betont den puristischen Ansatz und zeigt die Einsamkeit und Verlorenheit des Menschen. Der „primitive“ Gesang steht hier der ausgefeilten Choreografie gegenüber, die Tiefe des Gesangs der Leichtigkeit des Tanzes.

Ein Abend wie ein Windhauch, kaum begonnen, war er schon wieder vorbei.

Flamenco Festival

Tanzhaus nrw, 6.4.2017

Tanz: Daniel Doña und Cristian Martín

Gesang: David Vázquez

Akkordeon: Alfredo Valero

Fotos: Klaus Handner