Das Eröffnungswochenende ist vorbei, der Auftakt war großartig und wieder bin ich freudig überrascht von der Dimension dieses Festivals, von der Offenheit der Holländer/innen und den vielen Aficionad@s. Abgesehen von der Sprache natürlich. Und dass es schon wieder schneit. Als ob ich das anziehen würde.
Am ersten Abend gab es gleich einen Paukenschlag mit dem D.Quixote von Andrés Marín, ein unglaublich komplexes Stück mit Projektionen, Installationen, Musikern verschiedenster Provenienz und einer überragenden Tremendita. Abel Harana, Patricia Guerrero und natürlich ein wunderbar reifer Andrés Marín, glücklich über die Standing Ovations des Publikums.
Am zweiten Abend wurde es schon etwas kleiner mit Olga Pericet und dem Dorn, der gerne eine Rose gewesen wäre oder der Blume, die davon träumte, Tänzerin zu sein. Gut war, dass das zweite Ende abgeschnitten wurde und dadurch etwa 20 Minuten fehlten, die zwar die wunderschöne Milonga von Jeromo Segura mit sich nahmen, aber gut. Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass ein Tanzstück nur in absoluten Ausnahmefällen eine gewisse Länge überschreiten darf. Man darf nicht vergessen, dass durch den fehlenden Text die Ausdauer der Zuschauer ganz schön beansprucht wird und eigentlich ist alles, was 80 – 90 Minuten überschreitet für mich zu lang.
Und damit sind wir schon bei dem Stück, über das ich eigentlich schreiben wollte, auch, weil es Teil einer interessanten Entwicklung ist.
„Nocturno“ ist ein Stück in einem Akt, es erzählt keine Geschichte, sondern spricht von Eindrücken, Momenten und Gefühlen. Die Bühne ist leer, einfach, es gibt keine Requisiten und das Licht schafft den Raum. Würde man die Wege zeichnen, die Leonor Leal auf der Bühne geht, so würde dies zu klaren, geometrischen Formen führen, sie verzichtet auf jede Firlefanz, sie tanzt verschiedenste Palos und bewegt sich mit außergewöhnlicher Leichtigkeit von traditionell zu zeitgenössisch. Auch der schlichte Hosenanzug mit weißer Bluse gibt ein deutliches Signal: Klarheit, Schönheit und Kunst auf höchster Ebene werden Sie hier sehen. Nicht mehr und nicht weniger. Sie kehrt zum Ursprung des Flamenco zurück und befindet sich mit ihren beiden Musikern in einem Trialog, der schon vom Maestro Manuel Machado definiert wurde: „Für eine Fiesta braucht man nur drei Leute: Einer singt, einer tanzt und einer spielt.
„Nocturno“ ist außerdem ein Stück, das sich laufend verändert, ein faszinierender Prozess, den Leonor Leal morgen im Konservatorium von Rotterdam erklären wird.
Diese kleinen Trio-Formate begannen eigentlich mit „La Edad de Oro“ von Israel Galván, mit Fernando Terremoto und Alfredo Lagos, setzten sich fort mit „Afectos“ mit Rocío Molina, La Tremendita und Pablo Martín bis zu „Baile de Autor“ mit Manuel Liñán, David Carpio und Manuel Valencia, das letzten Herbst im Tanzhaus nrw zu sehen war.
Draußen schneit es und ich geh auf die Suche nach dem Multitalent Félix Vázquez, der auch bei „Nocturno“ für das PromoVideo verantwortlich war.
Das Interview lesen Sie dann demnächst hier.
Fotos von Michiel Goudswaard, Eric van Niewland und Annemiek Rooymans