Flamenco Biennale Niederlande: Sara Cano

Sie ist die Entdeckung des neuen Jahres: Sara Cano, Tänzerin aus Madrid ist uns bisher entgangen. Wie das passieren konnte ist mir, nachdem ich ihre neue Kreation gesehen habe, eigentlich unerklärlich. Ihr Stück „A Palo Seco“ wurde mit einigen Preisen ausgezeichnet und erhielt letztes Jahr den ersten Preis für die beste Einzelchoreographie beim XXIII Certamen de Danza Española y Flamenco in Madrid. Ihr Spektrum umfasst neben Flamenco, Folklore und klassischem spanischem Tanz auch Hip Hop, Contemporary und Butoh. Ihre wahre Kunst liegt aber darin all diese Stile auf ungewöhnlich sensible Weise einfließen zu lassen. Wenn sie den Mantón, den sie genau so meisterhaft beherrscht wie die Bata, zusammenfaltet wie ein Origami, fühlt man den fernöstlichen Einfluss wie eine leichte Brise vorbeiziehen, sie muss sich weder verkleiden noch eine Maske aufsetzen. Wenn sie auf dem Boden tanzt, barfuss und mit einer langen, weißen Bata de Cola, hat man das Gefühl, sie würde schweben und die kleinen, roten Fächer, die sie hervorzaubert, umschwirren sie wie kleine Kolibris. Ihre Körperbeherrschung ist unglaublich, bis in die Fingerspitzen ist jede Bewegung perfekt, aber ohne Strenge oder Disziplin. Sie tanzt für den Cante, sitzend, liegend oder auf den Knien, barfuss im langen Kleid oder in Jeans und Sneakers. Auch der Sänger war eine Überraschung: Der junge Cantaor Alberto Funes aus Granada begleitet Sara im ersten Teil ganz allein, a palo seco also, er beginnt mit einer Nana, wunderschön, sensibel und klar, aber dennoch bestimmt und kraftvoll, traumwandlerisch sicher in der Stimmführung, präsent und ein gleichwertiger Partner von Sara Cano. Die musikalische Gestaltung ist von Hectór González, sphärisch und stimmig.

Im zweiten Teil des Abends, einer Produktion der Flamencobiennale mit dem Titel „Rebels‘ Cross“ geht es in eine ganz andere Richtung: In den indischen Kathak im zeitgenössischen Kontext. Eine schöne Choreographie für drei Tänzer/innen, wobei sich der Flamenco so harmonisch einfügt, dass er für mich nicht mehr zu sehen war. Aber gut, so ist das bei Premieren, die zweite Vorstellung sieht vielleicht schon ganz anders aus.

Fotos: Marcos GPunto

Flamencobiennale Holland

Freitag,20.1.2017 20:30

Theater „De Lieve Vrouw“ Amersfoort