Flamenco on Fire 2019 – Ketama y Los de Jacoba

Am Beginn der 80er Jahre gab es eine erste „Ketama“ , bestehend aus Juan Carmona, José Soto y Ray Heredia. Aber die „Ketama“, die gestern Abend das Publikum im Baluarte in einen wahren Begeisterungstaumel versetzten sind die Brüder Antonio und Juan Carmona und ihr Cousin Josemi Carmona.Sie hatten sich 2004 getrennt und letztes Jahr wieder vereint, zur Freude all jener, die früher ihre Peseten sparten um genug Geld zu haben, sobald die neue CD von Ketama auf den Markt kam.

Gestern kamen die drei Carmonas mit ziemlicher Verstärkung, mit Sax, Perkussion, E-Gitarre, Schlagzeug und der kubanischen Trompete von Manuel Machado. Alle großen Hits wurden präsentiert, von Djamana Djana, Loko, Flor de lis bis zu Loko de amor und natürlich dem Ohrwurm „Vente pa Madrid“, der den Zuschauerraum in ein wogendes Meer von Armen verwandelte.

Eine wichtige Rolle spielten auch die Flamencozwillinge „Los Mellis“ aus Jerez, die Antonio bei vielen Refrains verstärkten, was er auch nötig hatte. Entweder er war an diesem Tag nicht bei Stimme oder, was viel schlimmer wäre, er hat sie verloren, nicht ganz natürlich aber dennoch so, dass es Anlass zur Sorge bietet. Auch sonst zog er sich öfter als gewöhnlich zurück zu den anderen Musikern, und wenn der Frontman fehlt, hinterlässt er eine Lücke.

Der Sound ließ generell zu wünschen über, aber bei der Lautstärke neige ich meistens dazu großzügig zu sein. Außerdem was soll’s, eine Referenz der spanischen Musikszene der 90 er Jahre kehrt auf die Bühne zurück und verwandelt Damen und Herren gesetzten Alters in kreischende Teenies, das ist etwas, was man sich nicht entgehen lassen sollte.

Nach einigen Glas Bier und einer umfassenden Konzertkritik bewegten sich die Aficionados in Richtung Hotel Tres Reyes, denn dort wartete das letzte Konzert des Tages und auch hier wurden wir belohnt.

Carlos de Jacoba ist ein brillanter Gitarrist, der ausnahmsweise nicht aus einer Musikerfamilie stammt – Mein Vater war Arbeiter und meine Mutter Hausfrau und sie verstanden nicht ganz, dass ich mich mit der Gitarre auf den Weg machte – erzählt er. Umso interessanter, dass sich auch sein Bruder David de Jacoba für eine Musikerkarriere entschied. Er begleitete Paco de Lucía während seiner letzten Tournee als Sänger des Sextetts mit dem Gitarristen Antonio Sánchez, dem Mundharmonikaspieler Antonio Serrano, dem Bassisten Alain Pérez, dem Perkussionisten „Piraña“ und Farru.

Piraña saß auch an diesem Abend im Publikum und war, wie auch alle anderen Zuschauer begeistert vom klassischen aber dennoch innovativen Spiel von Carlos de Jacoba. Spannende Falsetas, meisterhafte Tremolos und interessante Contratiempos kennzeichnen sein Spiel, besonders schön die Soleá, die den Abend eröffnete.

Der junge Bailaor Ricardo Fernández Ribas, „El Tete“, Gitano aus Badalona, heizte in bester Farruquito Manier die Stimmung an, wild, ungezähmt und mit fliegender Mähne beendete er einen wunderbaren Abend, der auf der Terrasse des Hotels noch lange nachklang, oder nachwehte, wenn ich an meine Kopfschmerzen heute morgen denke.

Flamenco on Fire 2019

Text: Susanne Zellinger

Fotos: Javier Fergo