Natürlich hat IM FLAME jetzt nichts mit der Flamme zu tun sondern mit Improvisation und Flamenco aber ein wenig Wahrheit birgt es doch in sich, denn es ist eine Flamme, die in Juan Carlos Lérida schon lange brennt, und die er in diesem November im tanzhaus nrw verwirklichen konnte.
Schon als er mir das erste mal davon erzählte, dachte ich an einen Satz aus meinem Lieblingsbuch „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier, die da lautet:
‚La vida no es lo que vivimos; es lo que imaginamos vivir’. – ‚Das Leben ist nicht das, was wir leben: es ist das, was wir uns vorstellen zu leben’.
Erlauben wir uns doch zu träumen, erlauben wir uns doch, das Leben zu leben, das wir uns vorstellen, wer sagt uns denn, dass das eine Wirklichkeit ist und das andere nicht?
Die Abschlussvorstellung dieses Festivals brachte uns diese Träume nahe, natürlich kamen wir aus der Pandemie, aus dieser unglaublichen Leere, die das Leben ohne Kunst und ohne Träume ist, sie zeigte, dass wir bereit sind uns einzulassen auf etwas, das wir vielleicht gar nicht so einfach einordnen können, aber dass wir bereit sind es anzunehmen ohne es zu verstehen, ohne es in seine Einzelteile zerlegen zu müssen.
Mit wenigen Proben ist es Juan Carlos Lérida gelungen uns zu zeigen, was es wirklich bedeutet, zu fühlen ohne nachzudenken, zu sehen ohne zu untersuchen, zu erkennen ohne zu wissen.
Fast 200 Zuschauer waren gekommen um den Abschlussabend dieses Festivals zu sehen, ein Zusammentreffen von KünstlerInnen, wie sie verschiedener nicht sein könnten: Allen voran Perrete,
ein traditioneller Cantaor aus der Extremadura, der den ganzen Abend lang jede Freiheit hatte zu singen, was er wollte, was er auch tat, aber mit welcher Intensität!
Der Soundscape von Artomático,
der in jeder Sekunde erahnte, worum es ging und natürlich die TänzerInnen: die Factory artists
Bahar Gökten und
Yeliz Pasar mit ihren Tanzstilen, von denen ich nicht einmal weiß, wie sie heißen,
Adrian Vega, Breakdancer und deeply connected to JC,
das Wunder der Paula Comitre und die Dramaturgin Mijke Harmsen, die noch einen Blick auf das Geschehen warf, bevor es auf die Bühne kam.
Und natürlich last but not least Juan Carlos Lérida, dem neuen künstlerischen Leiter des Festivals, der sich als würdiger Nachfolger von Dorothee Schackow erwies: wir gratulieren!
Lassen Sie die Bilder auf sich wirken und freuen Sie sich auf das nächste Flamenco Festival zu Ostern 2022.
Fotos: Albrecht Korff
Text: Susanne Zellinger