Spanien besinnt sich mehr und mehr auf seine Werte und blickt immer mehr ins Ausland um das Augenmerk von Veranstaltern auf den Flamenco zu lenken. Eine interessante Initiative, die auch dazu dient auf die Vielfalt des Flamenco aufmerksam zu machen. Veranstaltet von der SGAE, vergleichbar mit der GEMA in Deutschland oder der AKM in Österreich, gemeinsam mit dem Instituto andaluz del Flamenco und dem Picassomuseum in Málaga wurde unter dem Titel „flamenco eñe“ein Programm in Showcases gezeigt, das die eine oder andere Überraschung barg, wie zum Beispiel den großartigen Gitarristen Daniel Casares aus Málaga, den viele von uns im Norden noch nicht auf dem Schirm hatten. Er präsentierte seine CD Picassares, die wir demnächst auf flamenco divino vorstellen werden.
Es kommt selten vor, dass ein Gitarrist das Publikum von den Stühlen reißt, aber ihm gelang es mit seinem Quartett, einfach unglaublich, diese Kraft und diese jugendliche Energie, die Kompositionen anspruchsvoll aber eingängig und vor allem erkennbar, was die Autorin wieder besonders freute. Von ihm wird noch viel zu hören sein, hoffe ich wenigstens.
Genauso spannend wenn auch ganz anders das Programm von Raúl Rodríguez, Erfinder des „Tres eléctrico“, eine Mischung aus Flamenco, Rock, Pop und kubanischem Son und einem Songwriter Touch, absolut musikalisch und swingig, sodass man die Hüften im Sitzen mitbewegt. Raúl ist der Sohn von Martirio, Kultfigur der madrilenischen Movida und Muse von Pedro Almodovar, die viele seiner Texte schreibt und wie so oft im Publikum saß. Unvergessen auch die Gruppe „Son de la Frontera“, zu deren Gründern er zählte und deren CDs noch heute in keinem Schrank fehlen sollten.
Angelita Montoya, Tochter von La Negra und jüngere Schwester von Lole Montoya hatte ein besonders schönes Programm vorbereitet, das uns Frauen wieder einmal in Erinnerung rief, wie viel es in der Geschichte noch aufzuarbeiten gibt. Die 27er Generation ist allen ein Begriff, die sich mit spanischer Literatur beschäftigen und jede/r weiß, dass es sich hierbei um eine Gruppe spanischer Dichter handelt, unter ihnen Federico García Lorca. Weniger bekannt ist, dass sich unter ihnen auch Dichterinnen befanden, die mit Erfolg bis heute ignoriert werden.
Auf ihrer neuen CD „Versos Olvidados“ mit Texten von Zenobia Camprubí, Concha Méndez o Josefa Pardo de Figueroa, den großen Poetinnen erweist Angelita Montoya ihnen ihre Hommage. Eine große Stimme, schöne Kompositionen und eine Auswahl an Gedichten, die man hören sollte.
Ein kleines Schmuckstück mittendrin war das Recital von David de Jacoba und seinem Bruder, dem Gitarristen Carlos de Jacoba. Ein seltener Luxus, einmal nur einen Sänger und eine Gitarre zu hören. David war der Sänger von Paco de Lucía, er begleitete ihn auf seinen letzten Tourneen und wenn man ihn hört wird auch klar warum. Er ist sehr gitano, erinnert manchmal an den großen Camarón de La Isla mit seiner präzisen Intonation und seinen unerwarteten Phrasierungen, wunderbar auch sein Bruder Carlos an der Gitarre, ein Konzert von höchster Qualität.
Abseits der vielen anderen Konzerte gab es abgesehen vom hervorragenden Essen in den verschiedenen Tapasbars ausreichend Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, sich zu unterhalten und gemeinsam zu planen. Die SGAE kümmert sich um ihre Künstler, man merkt, dass sie ihnen wirklich ein Anliegen sind, sie ist eine Anlaufstelle und wenn Hilfe gebraucht wird, spürt man Engagement und Interesse. Eine wichtige Initiative, die Schule machen könnte, ein Pendant dazu wäre zum Beispiel eine Einladung der AKM an internationale Veranstalter/innen um die österreichische Musik im Ausland zu fördern, denn da hätten wir einiges zu bieten und ich denke nicht nur an Bilderbuch…
http://www.sgae.es/en-EN/SitePages/index.aspx
Fotos: Paco Lobato