Comedia sin título – Komödie ohne Titel
Einen großartigen Abend bescherte uns gestern Úrsula López mit ihrer Kompanie im Teatro Villamarta und das, obwohl es für Nicht Lorca Kundige gar nicht so einfach war zu verstehen, worum es ging. Es soll ja Menschen geben, die sich nicht das ganze Programm aufs Handy laden. Hier hätte es eine Einführung gebraucht. Damit man zumindest ansatzweise verstehen kann, worum es hier ging.
Die Grundlage war das letzte Theaterstück, das Federico García Lorca schrieb, bevor er ermordet wurde. Nur der erste Akt wurde bewahrt, der Rest wurde nicht aufgefunden. Aber auch sonst finden sich unzählige Referenzen auf Lorca und seine Stücke in Text , Tanz und Musik. Man merkt, dass Pedro G.Romero hier seine Hand im Spiel hatte, aber wie gesagt, um das alles zu erkennen müsste man ein Super Spezialist sein.
Braucht der Abend tänzerisch einige Zeit um Fahrt aufzunehmen, zu verwirrend am Beginn die choreografischen Konzepte und auch die Kostüme – was machen die Radlerhosen hier eigentlich – ist eines von Beginn an klar: die Musiker sind von auserlesener Qualität: Alfredo Lagos an der Gitarre mit seiner kraftvollen Seguiriya, Antonio Moreno an der Perkussion mit seiner unverwechselbaren Körpersprache und Juan M. Jiménez am Saxophon, dem bis zum Orgelkonzert von Johann S. Bach nichts fremd ist und der wieder einmal beweist, warum alle Tänzer*innen ihn in ihren Stücken haben wollen.
Perrate ist inzwischen ja auch als Rezitator begehrt und der viel zu selten gehörte Sebastian Cruz vervollständigen das Ensemble.
Tief taucht Úrsula López ins Lorca Universum ein, es fehlt auch nicht an Erinnerungen an die großen Tänzer , von José Greco über Antonio Gades bis zu Mario Maya, einer der Höhepunkte ist die Interpretation von Úrsula López in einer Choreographie der Bernarda Alba aus Bernardas Hus von Mats Ek aus dem Jahr 1978 und die Soleá von El Guito, getanzt von Federico Núñez, die in einer zeitlupenartigen Performance endet und zu Recht Ovationen erntet.
Herausragende Einzelleistungen und beeindruckende Gruppenchoreographien, die in einer Reminiszenz an Mario Mayas Camelamos Naquerar enden, beschließen einen Abend, der wenige Wünsche offen lässt. Bis auf die Einführung, da waren sich meine Freund*innen und ich einig. Aber was nicht ist kann ja noch werden.
Úrsula López Compañía de Flamenco
Comedia sin Título
06.03.2024
Teatro Villamarta
Fotos: Estefan Abion
Text: Susanne Zellinger