Gema Moneo, Esperanza Fernández. Soraya Clavijo.
Drei großartige Künstlerinnen, drei wunderbare Frauen und drei Schauplätze, wie sie verschiedener nicht sein könnten.
Gema Moneo ist eine junge Bailaoraaus der Familie der Moneo in Jerez de la Frontera. Ihr Onkel ist Juan Moneo, El Torta, ihre Vater ist Gitarrist. Mit 13 Jahren stand sie schon auf der Bühne, mit 18 wird sie Teil der Kompanie von Farruquito, 2018 gewinnt sie den Preis für die interessanteste Neuentdeckung beim Festival de Jerez und am Samstag Abend präsentierte sie ihr neues Stück „Atrevida“ im Teatro Villamarta.
Ihr Mann, Melchor Borja, sitzt am Klavier und mit ihm und ihrer Hommage an Lola Flores gönnt sie uns die einzige Ruhepause in einem wahren Rausch an Zapateados, Palmas und drei Stimmen, die, hätten sie einen Gang runter geschaltet besser gefallen. Das ‚Weniger ist mehr’ ist hier eindeutig noch nicht angekommen. Der Lärmpegel war so laut, dass ich dachte ich wäre taub, als ich das Theater verließ. Etwas, das ich immer weniger verstehen und noch schwerer verzeihen kann. Es ist eine Qual. Lautstärke mit Intensität zu verwechseln ist ein Irrtum, den man in dieser Liga eigentlich nicht mehr begehen sollte.
Gema Moneo ist die weibliche Vertreterin des Baile gitano de Jerez und ich mag sie. Ihre rasenden Zapateados, die Blumen, die aus ihrem Haar fliegen und wenn sie zum Cante tanzt. Ihr wildes Kopfschütteln, ihre langen Arme und ihre Farben. Aber sie hat noch viel zu lernen.
Ganz anders sieht es bei Esperanza Fernández aus, die mit ihrem hervorragenden Ensemble in der Bodega González Byass ihr neues Konzert „40 años en la música“ präsentierte. Hier war einfach alles perfekt: Der Sound, das Licht, das grüne Kleid und die Ohrringe, das Repertoire, die Auf- und Abgänge, die Präsentation der Musiker und ihr Vater Curro Fernández, der im Publikum saß und den sie mit einem zärtlichen Lächeln begrüßte.
Esperanza ist eine perfekte Performerin, die alles im Griff hat, aber es ist auch oder vor allem ihre Stimme, die nach dem Geschrei im Villamarta geradezu himmlisch klang. Ihre Intonation, ihre Genauigkeit, ihr gezügeltes Temperament und ihre Klarheit machen sie zu einer singulären Erscheinung im weiblichen Cante gitano. Da gibt es für mich nichts Vergleichbares.
Sie ist eine Diva, die ihre Auftritte inszeniert, was vor allem jenen nicht so gut gefällt, die es lieber etwas improvisierter mögen, aber für Musikliebhaber aller Art ist sie ein Genuss. Unentbehrlich dabei natürlich Miguel Ángel Cortés an der Gitarre, mit seinem kraftvollen, präzisen Toque ein hervorragender Begleiter, genauso wie Alfonso Aroca am Klavier, der sie als Zugabe bei „Gelem, Gelem“, der Hymne der Roma begleitete. Ein großer Abend für eine große Cantaora.
Am Sonntag Mittag verdunkelte dann Soraya Clavijo das strahlende Sonnenlicht. Und das meine ich gar nicht böse, denn inzwischen beginnt mir die Uhrzeit -13:00 – schon zu gefallen. ‚Odisea’ heißt ihr neues Stück, mit dem sie nach vielen Jahren wieder beim Festival de Jerez zu sehen war. Eine Berg und Talfahrt durch ihre Leben und die Welt ihrer Gefühle mit allen Höhen und Tiefen fand hier ungeschminkt ihren Weg in die Herzen der Zuseher. Ungeschminkt vor allem im ersten Teil, in Übungskleidung und mit einem Lederrock, der einige ungewollte Einblicke erlaubte, wirkte sie manchmal wie eine Kriegerin, die dem Unbill des Lebens trotzt, ehrlich, tragisch und jondo.
In den Tangos wirkt sie schon etwas befreiter, als Auftakt für die beeindruckende Soleá im zweiten Teil. Als Gast erschien dann die von vielen erwartete Angelita Montoya auf der Bühne, eine große Cantaora, die viel zu selten zu sehen ist. Soraya Clavijo ließ die Zuschauer teilhaben an einer intimen Reise und sie dankten ihr mit lang anhaltendem Applaus.
Gema Moneo: ‚Atrevido’
Teatro Villamarta
25.02.2023
Esperanza Fernández: 40 años en la música
Bodega González Byass
25.02.2023
Soraya Clavijo: ‚Odisea’
Museos de la Atalaya
26.02.2023
Text: Susanne Zellinger
Fotos: TPastora und Esteban_Abion