Manchmal hat man es als Kritikerin ja wirklich nicht leicht, nämlich dann: du bist neugierig auf ein Stück, schätzt die Künstler, hoffst, dass der Regisseur sie atmen lässt und bist guter Dinge, weil junge Künstler-innen immer für eine Überraschung gut sind und dann passiert das schreckliche: es gefällt dir so gar nicht, dass du am liebsten deinen Notizblock in den nächsten Mülleimer werfen möchtest.

So geschehen bei den „Adioses“ von Sara Jiménez, die ich von den Inszenierungen mit Estévez/Paños in bester Erinnerung hatte. Mit ihrem ersten Solostück hat sie sich jedoch in einem Wald verirrt, aus dem es keinen Ausweg gab oder war durch den Zaubertrank des Magiers in einer Traumwelt gefangen, in der sie alles wie durch einen Nebel sah.

©Tamara Pastora/Festival de Jerez
©Tamara Pastora/Festival de Jerez

Ich hatte außerdem wieder einmal versucht wie die naive Zuschauerin ins Theater zu gehen, das heißt, vorher weder Synopse noch sonst etwas zu lesen um unbefangen zu sein.

Doch es war eindeutig der falsche Tag um so etwas zu tun.

©Tamara Pastora/Festival de Jerez
©Tamara Pastora/Festival de Jerez

Weiße Kleider, ärmellos und unschön, ein No Go von schwarzen Socken sich wiederholende Gesänge in hoher Stimmlage, Choreografien, die ermüdeten und keinem bestimmten Stil zuzuordnen waren, dem Flamenco natürlich am wenigsten, Tragödien mit Tränen aus roter Wolle uswusf. Mein junger Kollege sagte verzweifelt – Vielleicht bin ich dafür einfach nicht modern genug – aber ich versicherte ihm, dass es daran nicht liege, denn ich sei ja supermodern, verstehe aber auch nur Bahnhof.

©Tamara Pastora/Festival de Jerez
©Tamara Pastora/Festival de Jerez

Monotones Licht und verzweifelte Gesichter, gramgebeugt mussten sie herumirren auf der Bühne und sie wirkten so unecht, dass es allein deswegen schon schmerzte.

©Tamara Pastora/Festival de Jerez
©Tamara Pastora/Festival de Jerez

Was mich aber am meisten schmerzte war, dass eine junge, talentierte Tänzerin bei ihrem ersten Solostück wie eine Wachspuppe von ihrem Regisseur geknetet und verbogen und somit um ihren verdienten Erfolg gebracht wurde. Juan Kruz hat ihr damit keinen Gefallen getan.

„Adioses“

Sara Jiménez

25.02.2022 Museos de la Atalaya

Fotos: Tamara Pastora

Text: Susanne Zellinger