Der gestrige Abend war der Erinnerung an Antonio Gades gewidmet, im Teatro Villamarta trat das Ballett Antonio Gades mit seiner altbackenen Version von Carmen auf. Das einzig interessante daran ist, dass sie wie eine schlechte Kopie des berühmten Films von Carlos Saura wirkt, obwohl der erst Jahre später entstand.
Interessanter war es dann schon an einem anderen Schauplatz, dem Centro Social Blas Infante, kurz CSBI. Es war leider nur zur Hälfte gefüllt, aus einem Grund, der sich inzwischen herumgesprochen haben dürfte, aber dazu ein anderes mal.
An Rafael Ramírez, dem jungen Tänzer aus Málaga lag es sicher nicht. Er inspirierte sich an der Figur des großen Choreografen und Tänzers und zwar ohne ihn zu kopieren oder seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Es war auch nicht notwendig, die Texte der großartigen Cantaora María Mezcle zu verstehen um dem Geschehen folgen zu können. Wir wissen, wie schwierig das ist und in diesem Fall ist es gelungen. Natürlich gab es Anspielungen auf sein Leben, die Farbe rot stand für seine politische Gesinnung, der Bolero am Ende als Erinnerung an Cuba, wo er auch begraben liegt.
Gefangen in einem von Lichtbahnen umrahmten Spiegel beginnt Rafael seinen Körper zu bewegen, erst María Mezcle befreit ihm mit einem Medley aus verschiedenen Cantes und sofort fällt mir wieder ein, was mir gefallen hat, als ich ihn das erste mal sah: Diese klare Ästhetik, sein gerader Rücken, die großen Bewegungen seiner Arme, die die Luft manchmal wie Messer durchschneiden, die Präzision der Zapateados und die Eleganz, mit der er die riesige, schwarze Capa aus Lackleder schwingt, sodass sie an die Schwingen des großen schwarzen Vogels erinnert.
In dem viel zu kurz dauernden Tänzchen mit María wird in Sekunden eine Intimität aufgebaut, deren Geschmack mit heute noch auf der Zunge liegt. Wunderbar gelöst diese Momente natürlich auch durch die hervorragende Lichtregie von Antonio Valiente und die zurückhaltende Lautstärke von Ángel Ogalla. Ebenso diskret auch die Perkussion von Javier Rabadán und subtil aber präsent die Gitarre von Isaac Muñoz.
Am Ende löst sich Rafael Ramírez aus dem Spiel mit der Capa und tritt wieder ins Licht. Eine letzte Referenz an Antonio Gades wie Gott ihn schuf und das Licht geht aus. Aber sein Leuchten bleibt.
Rafael Ramírez
Crónica de un suceso
CSBI
05.03.2025
Fotos: Tamara Pastora
Text: Susanne Zellinger