Die Zeiten, als María Moreno noch ein großes Versprechen war, sind schon lange vorbei. Sie ist heute eine der Bailaoras, die zu den besten ihrer Generation gehören. Sie ist in einem besonders schönen Moment ihrer Karriere und überlässt nichts dem Zufall. Weder das Licht, genial gesetzt von Antonio Valiente noch die Kostüme des jungen Designers Palomo Spain, genauso wie die Bühnenregie von Rafael R. Villalobos.
Roberto Jaén sorgt wie immer für unterhaltsame Momente, auch wenn die Nummer mit dem Mobiltelefon im nicht spanischsprachigen Raum Übertitel benötigte, aber auch für gelungene Regieideen, wenn er sich zum Beispiel den Mond vom Himmel holt und ihn in ein Perkussionsinstrument verwandelt.
Juan Requena und Oscar Lago an den Gitarren sind sowieso über jeden Zweifel erhaben und Ismael de la Rosa mit seiner jugendlichen Kraft ist das ideale Gegenstück zu Pepe de Pura, der wie immer alles in seinen Cante legt, was an Gefühl möglich ist, ohne dabei pathetisch zu sein. Er hat alle Qualitäten, die ein Sänger heutzutage braucht, eine wunderbare Stimme, die gestern ein wenig mitgenommen wirkte, er ist einer der gefragtesten Cantaores als Begleitsänger im Moment und wird es auch noch lange sein, er hat aber auch ein schauspielerisches Talent und eine Bühnenpräsenz, die in manchen Szenen fast den Atem nimmt. Gestern zu sehen in einem intimen Moment der Umarmung mit María Moreno, der eine ganze Geschichte erzählen könnte.
María Moreno ist eine großartige Tänzerin, technisch unglaublich gut aber auch lyrisch, frei und überzeugend, wenn sie das Tempo durch ihre langsamen Bewegungen drosselt oder in die Höhe schraubt, wenn sie über die Bühne rast im Stakkato ihrer Zapateados.
Der Höhepunkt war natürlich die Soleá am Ende des Abends, am rechten vorderen Bühnenrand einen kleinen, intimen Raum schaffend, legte sie ihr ganzes Können in diesen Moment, getragen vom Cante des Pepe de Pura, behindert allein von einem schwarzen Mantel, der überflüssig war, aber sonst wunderschön. Ein großer Abend für die Tänzerin aus Cádiz und für das begeisterte Publikum.
„More (no) more“
María Moreno
21.02.2022 Teatro Villamarta
Fotos: Javier Fergo
Text: Susanne Zellinger