Der Aschermittwoch brachte uns den bisherigen Höhepunkt des Festivals. Tierra Virgen von Marco Flores setzt nicht auf Effekte oder kitschige Szenen, eigentlich ist es eine Reflektion über die Erde und das Menschsein, aber ohne mit Pathos angereicherte Befindlichkeiten in den Vordergrund zu stellen.
Am Beginn dreht sich alles um das harte Leben auf dem Land in früheren Zeiten, die Arbeit auf den Feldern, die Misshandlung von Mensch und Tier, begleitet von den typischen Cantes, in goldenes Licht getaucht braucht Marco Flores nicht viel mehr als einen Schemel und ein paar Schnüre um uns in eine andere Zeit zu transportieren. Chelo Pantoja, großartig in allem, was sie singt, von Lola Flores bis Chavela Vargas klärt in ihrem Text noch alle Zweifel:
Todo lo cría la tierra
Todo lo cría la tierra
Todo se lo come el sol
Todo lo puede el dinero
Todo lo vence el amor
Denn in Tierra Virgen geht es auch um die Liebe. Die Liebe zur Erde, zu den Menschen und Tieren aber auch zur Kunst, in diesem Fall zum Tanz. Und niemand macht diese Liebe spürbarer als Marco Flores. Er ist ein begnadeter Tänzer, was er gestern wieder unter Beweis stellte. Egal ob er sitzt, steht, liegt, springt oder läuft, der Tanz steckt in ihm.
Er beherrscht die Bühne, seine Schritte sind groß, seine Arme weit, sein Körper in jeder Sekunde bereit, auf die Musik zu reagieren, und seine Soleá wird uns noch lange in Erinnerung bleiben, für mich eine Sternstunde. Gloria Montesinos, eine Meisterin des Bühnenlichts, erzeugte durch Licht und Gegenlicht eine wunderbare Stimmung, in der das Genie des Marco Flores erstrahlte.
Ein vielleicht nicht so wichtiges, aber doch nennenswertes Detail: es ist sehr schwer, im Flamenco komisch zu sein und die Menschen zum Lachen zu bringen, aber sogar das gelingt Marco an diesem Abend mit einigen kleinen Szenen aus dem Carnaval de Cádiz.
Auch musikalisch war der Abend auf hohem Niveau, mit dem Cante von Chelo Pantoja, Manuel de la Nina, Enrique Remache und der Gitarre von José Tomás . Erwähnenswert natürlich auch die Kostüme von Olga Pericet und die Projektionen von Patricio Hidalgo, wie zum Beispiel das Schlussbild des Esels, der mich, warum auch immer, zu Tränen rührt. Vielleicht weil er so viel ertragen kann und dennoch immer weiter geht.
Marco Flores
Tierra Virgen
Teatro Villamarta
06.03.2025
Fotos: Tamara Pastora
Text: Susanne Zellinger