Dunkel war’s, der Mond schien helle

Es war sogar so dunkel, dass ich zwei mal vom Saalpersonal gerügt wurde, weil ich meinen Notizblock mit dem Handy erhellte. La Moneta beschäftigt sich in ihrem neuen Stück mit dem dunkelsten Teil der europäischen Geschichte des XX. Jahrhunderts.

Basierend auf einem Gedicht von Felix Grande „La Cabellera de la Shoa“ , die auf seine Eindrücke nach dem Besuch des Konzentrationslagers in Auschwitz zurückgeht, arbeitet sie ein Thema auf, das sie anscheinend beschäftigt. In diesen dunklen Zeiten ein noch dunkleres Thema zu betrachten irritiert ein wenig, aber bitte.

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Die meisten Zuschauer wussten ohnehin nicht, worum es geht, da wäre wieder einmal etwas Aufklärung nötig gewesen, durch eine Einführung oder ähnliches.

Das Stück war in vier „Movimientos“ unterteilt, das erste war auch gleich das Schwierigste, das der Perkussionist Agustin Diassera mit der in Grau vermummten Moneta bestreiten musste. Das positivste daran war, dass man dadurch, dass ihr hübsches Gesicht verborgen war, erst richtig deutlich sehen konnte, wie schön ihre Bewegungen sind.

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Als sie endlich die graue Kappe abnahm kamen die Musiker ins Spiel, zuerst Diego Villegas mit einer Version der Klezmer Musik, dann Jeromo Segura und Alfredo Lagos.

Der Höhepunkt näherte sich erst nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit in Form der Tangos und der Farruca, wunderbar, sowohl musikalisch als auch tänzerisch, aber zu spät. Manchmal geht der Mond einfach zu spät auf. Alfredo Lagos konnte auch nichts mehr retten, obwohl sich seine Gitarre anfühlte wie ein ganzes Orchester. Großartig.

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Manche Fragen konnte ich nach dem Ende beantworten, wie zum Beispiel die, was das denn für eine Sprache gewesen sei, am Anfang, für andere fand ich leider keine Antwort.

Die Theaterregisseurin Sara Molina, die hier auch ihre Hand im Spiel hatte, sollte vielleicht auch einmal darüber nachdenken, wie man ein Stück nach 45 deprimierenden Minuten noch retten kann. Man müsste wahrscheinlich Eduardo Guerrero einfliegen lassen.

„Frente al silencio“

La Moneta

17.05.2021, Teatro Villamarta

Festival de Jerez

www.festivaldejerez.es

Fotos: Javier Fergo

Text: Susanne Zellinger