Gestern Abend gab es wieder ein Wechselbad der Gefühle und der Bandbreite der Möglichkeiten, die der Flamenco hat. Das unterscheidet ihn von vielen Kunstformen, bei denen meist ein Teil auf der Strecke bleibt.

Nach dem wunderschönen, lyrischen, eleganten Konzert von Santiago Lara und Mercedes Ruiz im Auditorio der Fundación Cajasol ereilte uns die Urgewalt des Baile Flamenco Gitano im Centro Social Blas Infante in der Person von Karime Amaya, Mexikanerin und Großnichte von Carmen Amaya.

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Dieser Wirbelsturm an Zapateados, Vueltas, bei denen als erstes die Blume fliegt, dann meistens ein Kämmchen, ist ein Teil des Flamencos, der, obwohl meistens in Tablaos zuhause durchaus auch auf der Theaterbühne seinen Platz haben sollte. Vor allem, wenn er, so wie hier so hervorragend begleitet wird und nichts anderes sein will, als es ist.

Die Gitarre und auch die musikalische Leitung lag in den Händen von Luis Santiago Tati Amaya, dem Bruder von Karime und war, dank der Ausgewogenheit der Lautstärke auch gut zu hören.

Sensationell, vor allem in der Bulería, war ein andere Bruder, nämlich der von El Oruco.

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Miguel El Rubio tanzt zum Cante und seine Desplantes waren variantenreich und manchmal überraschend, sein Compás faszinierend und seine Ausstrahlung spürbar.

Der Cantaor David El Galli aus Morón de la Frontera und der andere (sein Namen war nirgends zu finden) boten auch als Palmeros eine Show, die von den Zuschauern raunend gewürdigt wurde, der Cellist ohne Namen wurde sparsam aber doch wirkungsvoll eingesetzt.

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Karime Amaya ist eine temperamentvolle Bailaora mit einer beeindruckenden Kraft, die natürlich ihre Referenten nicht verleugnen kann, aber dennoch eine eigene Persönlichkeit besitzt. Sie gefiel auch in der Caña, in einem Paso a dos mit Miguel El Rubio, genauso wie im Tarantos und in der Soleá, die den Abend beendete.

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Mir hat’s gefallen und vielen anderen auch.

Karime Amaya

Contrapunto

CSBI

03.03.2025

www.festivaldejerez.es

Fotos: Estéban Abion

Text: Susanne Zellinger