Festival de Jerez: Joaquín Grilo

Sie möchten eine Fiesta? Na dann los

Im ausverkauften Teatro Villamarta war die Erwartung groß und sie wurde nicht enttäuscht.

Joaquín Grilo versetzte die Zuschauer in eine andere Zeit, in einen Moment, als die Landarbeiter, die Schmiede, die Minenarbeiter noch das taten, was heute oft die Maschinen ersetzen: körperlich arbeiten. In einem kostumbristischen (gibt es dieses Wort überhaupt?) Ambiente, das manche zeitgenössischen Freundinnen als kitschig bezeichnen, mich aber gar nicht stört, erzählt er eine Geschichte, die dennoch nicht der Aktualität entbehrt: seit Wochen blockieren die Bauern hier die Autobahnen mit ihren Traktoren um auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen, also was?

Nun aber zurück auf die Bühne. Begleitet von großartigen Musikern, den beiden Gitarristen Francis Gómez und José Tomás, seiner Schwester Carmen und vor allem José Valencia am Cante, bieten sie Joaquín Grilo den Boden, den er braucht.

José Valencia ist ein großer Künstler. Seine mehrere Oktaven umfassende Stimme ist unglaublich variabel, er hält sich diesmal sogar zurück, ist manchmal fast lyrisch, aber wenn es sein muss, legt er seine ganze Energie in den Gesang und dann kann ihm niemand widerstehen.

Schon gar nicht Joaquín Grilo, der mit seinem unverwechselbaren Stil die Herzen entzückt. Sein kleiner Hüftschwung, die Drehungen und sein Kopf, der manchmal fast losgelöst vom Körper scheint, die schlenkernden Arme, das nur erahnte Augenzwinkern mit der er seine Lust am Tanzen demonstriert, diese Leichtigkeit, mit der er in jeder Copla der Bulería eine andere Kombination von Schritten und Bewegungen zeigt, als hätte er unendlich viele Varianten im Repertoire, dafür wird er verehrt und geliebt.

Er macht mit seinen Füßen Musik, vom Pianissimo bis zum Stakkato, und für sein Soniquete habe ich gar keinen Namen.

Am viel zu frühen Ende tanzt er sich dann mit der Bulería Vente conmigo bis ins Foyer hinaus, umringt von einer jubelnden Menge. Mein kleiner Freund Lovis würde in diesem Moment sagen:  Ich liebe mein Leben, und da kann ich ihm nur zustimmen.

Joaquín Grilo

Cucharón y paso atrás

Teatro Villamarta

27.02.2024

www.festivaldejerez.es

Fotos: Tamara Pastora

Text: Susanne Zellinger