Festival de Jerez: Joaquín Grilo alias Joe Cricket

Wir lieben Joaquín Grilo. Seinen Compás, seinen Sinn für Humor, seine Drehungen, seine Schlaksigkeit, seine Pataíta, seine Präsenz auf der Bühne, seine Sicherheit, seine Improvisationen, sein Jerez, das aus allen Poren strömt. Wenn es strömt. Tut es das nicht, sind wir verwirrt. Wir warten. Wenn es sein muss, auch lange. Aber keine ganze Stunde. So lange dauerte es aber gestern Abend bis Joe Cricket sich endlich in Joaquín Grilo verwandelte.

Seine Parodie auf Michael Jackson war brillant, sein Pas de Deux à la Fred Astaire und Ginger Rogers ganz lustig, aber das haben wir schon besser gesehen. Jazzclub Atmosphäre. Ein Klavier. Viel Rauch. Kurz einmal stellte ich mir vor was wäre, wenn ich blind wäre und schloss die Augen. Wo ich war? Nun auf keinen Fall im Teatro Villamarta bei der Eröffnung des Festivals.

Als ich die Augen wieder öffnete, wand sich Joe gerade auf dem Boden, die Musik dazu habe ich vergessen, sie spielte auch keine Rolle. Szenenwechsel in eine idyllische Szene im Wald, ein Paar. Eine Schaukel. Der Duende, oder besser gesagt ein Duende.

©Javier Fergo para Festival de Jerez

Traumsequenzen? Vielleicht. Eine Hommage an La Paquera, eine andere an Fernando Terremoto mit „La luz en los balcones“. Zusammenhang? Keiner. Und als ich schon alles verloren glaubte schlich sich von links ein kleiner Mann auf die Bühne, der in Sekunden um einen halben Meter in die Höhe schoss, als er den Mund aufmachte. José Carpio, „Mijita“ sang seine erste Letra Por Soleá und da war er plötzlich, der Joaquín Grilo, auf den wir sehnsüchtig gewartet hatten und Joe Cricket löste sich in Luft auf, als wäre er nie da gewesen.

Und wenn er dann endlich auf seinem Terrain ist, gibt es wenige, die ihm das Wasser reichen können. Diese Remates und Desplantes, diese Nähe zum Cantaor, wenn die Welt sich plötzlich verkleinert und sich auf dieses kleine Grüppchen fokussiert, dann ist es so, als ob Joaquín Grilo alles rundherum aufsaugen würde, dann gibt es nur ihn. Und daran werden wir uns erinnern.

Joaquín Grilo „La Calle de mis Sueños“

Teatro Villamarta, 22.02.2019

Fotos: Javier Fergo