Schön langsam nimmt das Festival Fahrt auf, das dauert immer ein wenig. Der eine Grund ist, dass ich mich zuerst an den Rhythmus gewöhnen muss, der andere die ziemlich unterschiedliche Art und Qualität der Darbietungen. Wurde das neue Stück von Manuel Liñán einstimmig bejubelt, gab es nach der Vorstellung von La Lupi Anklänge von Depression bei den Aficionad@s. Gestern im Teatro Villamarta waren sich endlich alle einig nach dem Gewaltakt von Javier Latorre, der bei seinen Flamenconauten 18 Tänzer/innen aus 12 Nationen auf die Bühne brachte, begleitet von neun hervorragenden Musiker/innen, wobei vor allem die japanische Cantaora Yuka Imaeda mit ihren Fandangos, einer Martinete und den Bulerías begeisterte. Tino van der Swan hielt sich bescheiden im Hintergrund, aber sein sicherer Compás war zu spüren, eine ziemliche Leistung, dann das Stück dauerte fast 2 Stunden. Was nicht heißt, dass es zu lang war. Im Gegenteil, der Rhythmus stimmte. Die Gruppenchoreografien trugen die eindeutige Handschrift von Javier Latorre, sein Erscheinen war wie immer elegant, diskret und meisterhaft, ansonsten ließ er den Protagonismus seinen jungen Tänzer/innen über.
Herausragend waren unter den Solisten vor allem Karen Lugo mit ihrer eigenwilligen Petenera, erdig, mystisch und persönlich und das sagenhafte Duo mit José Maldonado „Flamenconautas de antaño“, das ich gerne in anderem Szenario wieder sehen möchte und da sind wir schon beim einzigen Problem des gestrigen Abends: wer soll so eine Riesenproduktion ins Programm nehmen? Aber egal, es hat allen Beteiligten sichtlich Spaß gemacht und Javier Latorre strahlte über den Erfolg seiner Guirikompanie und das zu Recht.
Im Vorabendprogramm wurden wir angenehm überrascht von der Darbietung von José Barrios, Tänzer aus Córdoba, den man, wenn überhaupt als Kompaniemitglied von María Pagés kennt, elegant, präzise und musikalisch sein Tanz, die Sänger wunderbar und nicht zu laut, ein perfekter Einstieg in den Abend.
Um Mitternacht gab es noch ein Recital in der Bodega mit dem neuen Star María Terremoto, ganze 18 Jahre alt, die alles in Grund und Boden singt. Ein Familienerbe aus der Saga der Terremoto, sie gilt als überragendes junges Talent und ist vielbeschäftigt im Moment. Sie hat nicht nur eine große Stimme sondern auch die notwendige Persönlichkeit, abgesehen vom Soniquete de Jerez. Das Konzert in der Bodega ließ zwar einige Wünsche offen, aber gut. Man kann nicht immer alles geben.
Festival de Jerez, 28.02.2018
Fotos: Javier Fergo