Der Hirte, misstrauisch wie ein Wolf

José Domínguez, geboren in Aznallcollar 1944 in der Provinz Sevilla ist eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten des Panoramas. Sein Künstlername „El Cabrero“ kommt nicht von ungefähr. „Ich singe und ich hüte Ziegen“, sagt er auf die Frage, was er eigentlich tue. Seit seinem sechsten Lebensjahr, als er die Schule verlassen musste um seinem Vater mit der Herde zu helfen. Und bis vor kurzem brachte er seine Herde jeden Tag auf die Weide. Seit seinem Schlaganfall letztes Jahr kann er das nicht mehr. Aber singen kann er. Dennoch wird er sich in Kürze von der Bühne verabschieden. Wenn Sie noch eine Gelegenheit haben ihn zu sehen, nützen Sie sie.

Als er in den 70er Jahren begann öffentlich aufzutreten, dauerte es nicht lange, bis man auf ihn aufmerksam wurde und die ganz Großen riefen nach ihm.

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Er war ein Star, sein Markenzeichen waren seine schwarzen Kleider, sein rotes Halstuch und sein tief ins Gesicht gezogener Hut mit der breiten Krempe, der einen Schatten auf seine Augen wirft. Für seine Anhänger war er aber immer viel mehr. Ein Unbeugsamer, ein freier Geist, ein politischer Mensch im besten Sinne des Wortes. Im Text von „Como el viento de poniente“, einem seiner Hits, sang er: „Ich war immer jenes schwarze Schaf, das den Steinen, die man auf ihn warf, auszuweichen wusste. Und je mehr die Jahre vergehen, desto mehr verlasse ich die Herde, weil ich nicht weiß, wohin sie geht“.

1982 wurde er bei einem Konzert in Alcolea del Río verhaftet und eingesperrt, weil er „Me cago en Dios“ von der Bühne herunter tönte. Heute klingt das schon viel sanfter, „Ich glaube nicht an Gott, ich glaube an das Wasser und die Luft, ich glaube an die Erde und die Sonne.“

Eine Soleá, Serrana und Liviana, ein Sonett im Rhythmus der Bulería mit Texten von Horacio Guaraní, eine Seguiriya und ein halbes Lied von Alberto Cortés, er ist gut bei Stimme und hat sich nicht verändert, ein wenig gebrechlicher vielleicht, aber er ist immer noch er selbst. Was für ein Geschenk.

El Cabrero

Teatro Villamarta, 21.02.2020

Fotos: Javier Fergo