Die Abenteuer des Monsieur Guerrero

Dunkel war’s, der Mond schien helle, Schnee lag auf der grünen Flur

Als ein Wagen blitzesschnelle langsam um die Ecke fuhr

Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft ….

So wie in diesem Scherzgedicht, das mir heute Morgen als erstes einfiel, als ich die Augen aufmachte, ging es gestern einigen Leuten, als sie aus der Vorstellung des Teatro Villamarta kamen.

In die Traumwelt des Eduardo Guerrero einzutauchen war kein leichtes Unterfangen, aber die Bilder, die Musik und sein Tanz bleiben im Gedächtnis hängen.

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Am Beginn strahlte das gleißende Licht der Scheinwerfer in den Saal und als es sich legte, hingen schwarze Stoffbahnen wie düstere Segel vor dem Sturm auf dem Meer vom Himmel. Es war Nacht und Eduardo, in einer absurden Position, die Füße nach oben gestreckt, mit nacktem Oberkörper und einer Art weißem Lendenschurz rekelte er sich vom Podium und legte sich in die Arme der Cobijadas, sechs Frauen in einer für Vejer typischen Tracht, bei der, wie bei einer Burka, der ganze Körper bedeckt wird. Es bleibt nur ein Auge frei, was einen besonders bedrohlichen Anstrich gibt. Aber es sind ja nur Frauen drunter, beruhigt man sich.

In diesem Fall sind es Anabel Rivera, Rosario Heredia, Julia Acosta, Pilar Sierra, Samara Montañez und Felipa del Moreno, die mit ihrem mehrstimmigen Gesang beeindrucken.

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Der Sound von Bruno Gonzáles begleitet diese alptraumhaften Szenen, aus denen es kein Erwachen gibt, die Cobijadas singen ein Villancico und Eduardo tanzt auf einem winzigen Stühlchen. Ein roter Luftballon fliegt in die Luft und auf ihn wird mit einer Pistole gezielt. Eine der Frauen richtet sich an das Publikum mit einem absurden Dialog und bietet sogar an, ihn zu wiederholen, wohl wissend, dass niemand ihn verstanden hat.

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Nun könnte man natürlich in Eduardos Leben nach Gründen für diese Träume suchen, aber wir wissen ja, dass alle Sätze, die mit Ich glaube, dass … nur Verwirrung stiften und falsche Gerüchte in die Welt setzen.

Viel interessanter ist die großartige Gitarre von Pino Losada, die ihn bei der Farruca gegen Ende begleitet und der faszinierende Tanzstil von Eduardo, seine Körperbeherrschung und seine Musikalität in den Zapateados, sein Gefühl für Ästhetik und sein Mut.

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Beim Thema Ästhetik kam ich in der Schlussszene ein wenig ins Zweifeln, als er seine sechs Damen in larvenähnliche Hüllen zwängte, in der selbst Naomi Campbell aussehen würde als hätte sie ihr Kleid um eine Nummer zu klein gekauft.

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Kurz vor diesem Moment war Eduardo nach einem Ausflug ins Publikum wieder auf die Bühne zurück gekehrt und der Alptraum hatte ein Ende. Die Ladies haben ihre schwarze Kluft abgelegt und dürfen fröhlich sein, Eduardo beweist in einer Sevillanas mit Bandagen wieder, warum er zu den besten Tänzern der Gegenwart zählt und alles ist gut.

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Kein einfaches Stück, weil wir ja immer alles verstehen wollen, aber ein mutiges.

Eduardo Guerrero

El Manto y su ojo

Teatro Villamarta

02.03.2025

www.festivaldejerez.es

Fotos: Tamara Pastora

Text: Susanne Zellinger