Maise Márquez, Gabriel Matías und Paula Comitre
Dieses Jahr bietet das Festival de Jerez vielen jungen Künstler/innen die Möglichkeit auf den kleineren Bühnen aufzutreten, wieder ein Verdienst der Festivalleiterin Isamay Benavente, die ein wirklich spannendes Programm zusammen gestellt hat.
Den Beginn machten in der Sala Compañía die Gewinner des „Consurso Internacional de Flamenco Puro de Turín“ aus dem letzten Jahr, der Gewinn beinhaltet immer auch eine Produktion und die Möglichkeit beim Festival aufzutreten.
Maise Márquez: Habla la Tierra
Maise Márquez ist uns nicht ganz unbekannt, sie tanzte mit Patricia Guerrero in ihrem Erfolgsstück „Catedral“, was auch deutlich zu sehen ist. Sie hat eine gewisse Eleganz und Ästhetik, die sehr an den Star aus Granada erinnern, genauso wie ihre Präzision und die punktgenauen Drehungen, bei denen man immer das Gefühl hat, sie sei etwas schneller als sie selbst.
In ihrem Stück „Habla la Tierra“ geht es um ein Gefühl, das viele Flamencos verarbeiten müssen, wenn sie gezwungen sind, aus ihrer Heimat wegzugehen um ihren Traum verwirklichen zu können. Maise stammt aus einem Dorf in der Nähe von Murcia, der Gegend der Minengesänge, die sie auch ausschließlich in ihrem Stück verwendet, Mineras, Cartageneras, Tarantos, wahrlich keine leichte Kost, aber es gelingt ihr durch eine gute Bühnenregie, keine Langeweile aufkommen zu lassen, und natürlich auch durch die hervorragende Gitarre von David Caro. Er bestätigt wieder, wie sehr die Gitarre im Moment in den Vordergrund drängt und zum tragenden dramaturgischen Element wird.
Gabriel Matías: Ellos
Der zweite Preisträger, Gabriel Matías ist ein junger, hoch talentierter Tänzer aus Brasilien, der in seinem klassischen Programm den Maestros Mario Maya, El Güito und Tomás de Madrid die Ehre erwies indem er jedem von ihnen eine Choreografie widmete.
Besonders beeindruckend war sein Garrotín mit Bastón, aber auch seine Martinete – die er natürlich im Sitzen tanzte, war sehr schön, er ist sicher ein Hoffnungsträger im männlichen Tanz, auch für alle, die nicht mit einem rein spanischen Stammbaum aufwarten können. Er lebt seit 2015 in Madrid und hat trotz seiner Jugend schon eine ansehnliche Karriere hinter sich. Auch er war, wie Maise Márquez in der Fundación Cristina Heeren, sicher kein Zufall, die Fundación erscheint ja immer öfter im Lebenslauf der jungen Flamencos.
Paula Comitre: Cámara Abierta
Ein ganz anderes Stück zeigte die sevillanische Tänzerin Paula Comitre. Zeitgenössisch, modern und mit einem Hauch Pina Bausch – in der Einbindung ihrer Haarpracht als szenisches Element, in diesem beiläufigen Fallen, diesem eindrücklichen aber weichen Heben der Arme, dem eigenwilligen Beharren auf der Beherrschung der Szene, immerhin waren da fünf nicht gerade schwache Männer – gelang ihr ein absolut beeindruckendes Stück, das weit über den traditionellen Flamenco hinausging.
Taranto mit Bata de Cola zum Beginn, Serrana und Liviana und eine wunderschöne Cantiña, dazwischen ein Dialog por Soleá mit der hervorragenden Gitarre von Juan Campallo, nicht zu übersehen natürlich auch der meisterhafte Cante von Miguel Ortega, Jesús Corbacho und Antonio Campos. Man merkt selbstverständlich, dass sie schon in den Kompanien von Rafaela Carrasco und David Coria , der auch mit Mercedes de Córdoba für die Regie verantwortlich war, getanzt hat. Ein reifes Debut und ein wichtiger Schritt in ihrer noch jungen Karriere.
Maise Márquez, Gabriel Matías
Sala Compañía, 23.02.2020
Paula Comitre: Cámara abierta
Sala Paúl, 24.02.2020
Fotos: Javier Fergo