Cynthia Cano ist eine junge Tänzerin aus Murcia, ein großes Talent, das gestern dennoch mit ihrem ersten eigenen Stück Locas mujeres kläglich scheiterte. Nicht jeder ist es gegeben auf der Bühne eine Geschichte zu erzählen, insbesondere die Lebensgeschichte einer anderen Person, die man sich zu eigen machen muss, die man fühlen muss um zu erreichen, dass es glaubhaft ist.
Theater zu spielen ist hier nicht genug, noch dazu so schlechtes. Das Bühnenbild, das die beiden Musiker in weißen Käfigen versteckte, – der Grund dafür war klar, ging es hier doch nur um die Frauen – aus denen sie erst beim Schlussapplaus entfliehen konnten, folgte auf eine kitschige Videoinformation, damit auch alle verstanden worum es hier ging: um Gabriela Mistral, Poetin, Lehrerin und Diplomatin aus Chile und die erste Literaturpreisträgerin Lateinamerikas.
Das Drama ihres Lebens wurde von Cynthia Cano in dramatischen Gesten und verzerrter Mimik dargestellt. So eindrücklich, dass ich manchmal hilfesuchend die Deckenbeleuchtung mit meinen Blicken suchte, es gab aber ein Entrinnen. Ein Drama jagte das nächste, eine Pause im Leiden war nicht vorgesehen. Dabei hat diese Frau doch auch gelebt, geliebt, unterrichtet, geschrieben, ist des Morgens aufgestanden voller Hoffnung und manchmal durch den Garten spaziert, den Kopf voller neuer Ideen.
Das Lachen ist die Sonne, die aus dem menschlichen Antlitz den Winter vertreibt. – sagte schon Victor Hugo, in diesem Fall war dieses verzerrte Lachen noch schlimmer und machte mir fast Angst. Das passiert, wenn man eine Maske trägt, das geht gar nicht, nicht heute. Es hätte genügt, ein paar Gedichte zu rezitieren, Handzettel zu verteilen und ansonsten nichts weiter zu tun als zu tanzen, denn das kann Cynthia Cano ziemlich gut. Ihr Talent zeigte sich vor allem in der Alegría, diese Frische und die technische Versatilität sind unbestritten, aber die szenische Katastrophe rückte all das in den Hintergrund.
Die beiden Sängerinnen, Carmen Grilo und Teresa Hernández waren nicht nur stimmlich zu verschieden, auch hier versagte die Regie, und die plumpen Morgenmäntel, die sie tragen mussten, waren nun auch nicht gerade vorteilhaft.
Das pathetische Ende war auch keine Erlösung und es ist schade, dass ein junges Talent hier nicht triumphierte, aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel und es bleibt zu hoffen, dass Cynthia Cano an der nächsten Weggabelung die richtige Abzweigung nimmt.
Cynthia Cano
Locas mujeres
Museos de la Atalaya
07.03.2024
Fotos: Tamara Pastora
Text: Susanne Zellinger