Festival de Jerez: Concha Jareño y Canito

Die Tage und Nächte beim Festival de Jerez fliegen vorbei, kaum ist man angekommen, hat man schon zehn Stücke gesehen, aber nur manche lassen die Zeit stillstehen und das Herz der Aficionados höher schlagen. So geschehen gestern bei „Recital Flamenco“ der Compañía Concha Jareño. Concha Jareño war schon immer besonders. Ich erinnere mich an eines ihrer ersten Stücke, es hieß „Algo“ und sie kreierte es nach dem Tod ihres kleinen Bruders, bei dem ihr ein Teil ihrer Seele verlorenging, wie sie damals sagte. „Algo“ war damals ein absolut modernes Stück mit Anleihen oder besser Inspirationen des berühmten tschechischen Choreografen Jiri Kylian. Von einer Klarheit und tiefen Empfindsamkeit geprägt, fein, leise und dennoch von großer Wirkung auf das Publikum, das nichts von ihrer persönlichen Tragödie wissen musste um ihren Schmerz zu spüren.

©Javier Fergo para Festival de Jerez

Schon damals begleitete sie Canito, Juan Antonio Suarez García, an der Gitarre, so wie auch gestern Abend. Canito ist ein Gitarrist mit einer ganz eigenen Sprache und Rhythmik, er setzt Noten und Akkorde, oft im Contratiempo auf eine so spezielle Weise, dass man das Gefühl hat, er hätte einen ganz neuen Stil geschaffen, so wie bei der genialen Malagueña mit dem Cantaor Manuel Gago, für mich neben Alfredo Tejada die Sängerpersönlichkeit des Moments. Sie schufen ein kleines Meisterwerk, innovativer kann Gitarre nicht sein und schöner kein Gesang. Die Seguiryia wirkte genauso neu und frisch, auch durch die Begleitung auf dem Tambor von Bandolero, es war als hörte man etwas völlig Neues.

Concha Jareño zeigte fünf Choreografien die ihren Höhepunkt in der Soleá mit Mantón und Bata de Cola fanden, einer Soleá, die wie man auf spanisch sagen würde viel Gewicht hatte, tenía mucho peso, eine unglaubliche Präsenz des Cante, der Gitarre und vor allem des Tanzes mit einer Beherrschung des Mantóns, wie sie nur wenige haben.

©Javier Fergo para Festival de Jerez

„Ich möchte nur tanzen“, sagte sie bei der Pressekonferenz und das war natürlich die Untertreibung des Jahrhunderts, denn das Stück war nicht nur in der Auswahl der Künstler wunderbar sondern auch in der Lichtregie, den Kostümen, den szenischen Bewegungen und der Präsenz der Musiker auf der Bühne. Jedes Detail war sorgsam ausgewählt und alles zusammen ergab ein Stück wie aus einem Guss, meisterhaft präsentiert und ausgeführt. Das alles gehört nämlich heutzutage auch im Flamenco dazu, obwohl die Zeiten, in denen die Sänger einen Abend lang auf ihren Stühlen herum lümmelten noch nicht so fern sind. Gestern Abend sah man das genaue Gegenteil und das Publikum dankte mit anhaltendem Schlussapplaus und Standing Ovations.

Concha Jareño: „Recital flamenco“

Teatro Villamarta, 25.02.2019