De Jerez al Cielo
Eine Lehrstunde für die Konstruktion eines Stücks gab gestern Abend Mercedes Ruiz mit ihrem Romancero del Baile flamenco im Teatro Villamarta. Was es dafür braucht und wie man es anlegt, damit keine Fragen offen bleiben.
Einen Meistersänger in der Person von David Lagos, einen Gitarristen, der in jedem Moment die richtigen Töne findet und die Tänzer durch den Abend trägt, traditionell und modern, fantasievoll und bescheiden im Hintergrund bleibend wie Santiago Lara, den mitreißenden Compás der Mellis und einen Tanzpartner, der sie auf Händen trägt ohne dabei seine Persönlichkeit zu verlieren wie José Maldonado.
Den Beginn macht eine Sevillanas, einer der beliebtesten Palos in diesem Jahr, getanzt in der Stille, sodass man jede ihrer Bewegungen genießen konnte, das Werben, das Spiel der Liebe, der Verbundenheit, die Ruhe und die Ehrlichkeit, die nichts weiter braucht. Mercedes ist die Rose im Frühling, wenn sich die ersten Blüten öffnen und Maldonado der Gärtner, der sie umschmeichelt und hofft, dass kein Regen kommt, damit sie sich nicht wieder verschließt.
In keinem Moment verlieren die beiden die Contenance, sie spielen das Spiel vom Anfang bis zum letzten Moment. Niemand steht so still wie er, niemand setzt sich mit soviel Grazie wie sie.
In der Seguiriya zeigt sie ihr meisterhaftes Spiel der Kastagnetten, er zieht ihr seine Jacke an, umhüllt sie mit dem Mantón und gibt sie wieder frei, er fliegt über die Bühne und freut sich dann sie wieder zu sehen, so ehrlich, so elegant, so einfach und doch so sophisticated sind die beiden, dass es einfach nur Glücksgefühle auslöst.
Die Cantiñas mit dem Titel Das Mädchen, das ich einmal war, die Caña, die Guajira, die Soleá, die Kostüme, die Lichter, endlich ohne die fast schon obligatorischen Scheinwerfer auf der Bühne, da passte einfach alles.
Es ist ein klassisches Recital, das keine Wünsche offen lässt. Ich glaube, wir waren einfach nur dankbar, dass Mercedes Ruiz uns an dieser Schönheit teilnehmen ließ.
Compañía Mercedes Ruiz
Romancero del baile flamenco
Teatro Villamarta
08.03.2024
Fotos: Tamara Pastora
Text: Susanne Zellinger