BAILAHORA, LA TRADICIÓN HECHA VANGUARDIA
Das Festival de Jerez ist zu Ende und ich fiel wie fast jedes Jahr der Erschöpfung und dem Grippevirus zum Opfer, was mich aber nicht daran hinderte, den letzten Abend zu genießen, der mit Leonor Leal und Antonio Moreno begann.
Am Abend fand es dann im Teatro Villamarta seinen würdigen Abschluss in einer interessanten Kombination aus der ich nicht ganz klug wurde, obwohl die Idee dahinter natürlich offensichtlich war: den Gegensatz zu zeigen zwischen dem traditionellen, den Regeln folgenden Baile der María Moreno und dem unsentimentalen, meisterhafte Cante von David Lagos in der Begleitung von seinem Bruder Alfredo Lagos, ebenso genial und dem abstrakten Tanz mit seinem musikalischen Zapateado von Andrés Marín mit nicht viel Neuem. Man mag ihn oder man mag ihn nicht. Ich finde ihn großartig, aber seine wirkliche Größe erkennt man nur in seinen eigenen Stücken.
Worin für ihn jedoch das Interesse lag an diesem Abend auf der Bühne zu stehen oder besser gesagt wie María ihn dazu überredet hat, ist ein Rätsel.
María del Mar Moreno steigt gleich am Beginn mit Dramatik in die Petenera ein „Por las calles ví a una mujer llorando, dicen que es La Petenera….“, das kommt ihr entgegen und liegt ihr, später dann, mit ihrem Bruder Santiago an der Gitarre und Antonio Malena mit seinem Cante Gitano fühlt sie sich noch mehr zuhause.
Sie hat diesen Blick, der so fasziniert, den, mit dem sie die Augen auf den Sänger richtet, so als hätte sie ihn gerade erst entdeckt und dann legt sie los, und im besten Fall entsteht eine so starke Verbindung, dass man erahnt, was der Duende sein kann. Alegría, Seguiriya, Caña und Soleá erfüllten einen spärlich bestückten Bühnenraum, was sich in diesem Fall aber eher positiv auswirkte, die Lichtregie brachte schöne Effekte und die versuchte gemeinsame Pataíta am Ende wurde mit zärtlichem Lächeln bedacht und ja, es war ein würdiger Abschluss.
María Moreno, BAILAHORA
Teatro Villamarta, 11.03.2023
Fotos: TamaraPastora
Text: Susanne Zellinger