Der Eröffnungsabend des Festivals ist immer ein Ereignis. Die Stimmung ist aufgeheizt, man trifft sich wie jedes Jahr eine halbe Stunde vor Beginn in der Bar Manzanilla, unterhält sich mit guten FreundInnen, bespricht schnell das Nötigste, fragt nach dem Befinden, trinkt ein Bier oder einen Amontillado und stellt sich dann in die Schlange vor dem Teatro Villamarta.

Das Festival eröffnet normalerweise und zu Recht mit einer großen Produktion, diesmal mit dem Ballet Flamenco de Andalucía unter der neuen Leitung von Patricia Guerrero.

Das Thema war wieder einmal Lorca mit seiner Mariana Pineda, die Heldin der Freiheit, die lieber starb als ihre Freunde zu verraten. Im Mai 1831 wurde sie in Granada hingerichtet.

Patricia Guerrero ist Mariana Pineda, sie hat ihren ganz eigenen Tanzstil entwickelt, die sie unverwechselbar macht, manchmal eckig, mit geballten Fäusten, schön und leuchtend tanzt sie sich in die Augen der Zuschauer, besonders in ihren Solos brilliert sie mit ihrer makellosen Technik, sie ist eine Lichtgestalt.

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Als Solopartner hat sie sich wieder Alfonso Losa ausgesucht, auch er mit seinem ganz unverwechselbaren Stil, aber mächtig, kraftvoll, seinen eigenen Bewegungen immer um den Bruchteil einer Sekunde voraus, vor allem in seinen Drehungen. Manchmal habe ich den Eindruck, als müsste er sich selbst zurückhalten, damit er nicht vor aller Augen explodiert. Seine Seguiriya ruft Szenenapplaus hervor, er ist wie ein Magnet, der alle Aufmerksamkeit an sich zieht.

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Die TänzerInnen sind hervorragend, bewegen sich wie am Schnürchen, vielleicht fast zu perfekt ist die Choreografie und das tänzerische Können ist herausragend. Dennoch, Kritik auf hohem Niveau und das ist mir bewusst, regte sich in meinem Inneren in keinem Moment eine Emotion. Das ist schade, denn immerhin ist es eine tragische Geschichte.

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Die Musik kam aus dem Orchestergraben, unter der Leitung von Dani de Morón und Agustín Diassera, war mir fast zu modern, und auch hier fehlte ein wenig das Gefühl. Technisch hervorragend, interessant, variantenreich, die Grenzen des Flamenco erforschend, aber fast zu gesucht, zu kühl.

Ballet Flamenco de Andalucía

Pineda

Teatro Villamarta

21.02.2025

www.festivaldejerez.es

Dennoch ein großer Auftakt für ein hoffentlich noch größeres Festival.

Text: Susanne Zellinger

Fotos: Esteban Abion