Festival de Jerez: Ariadna von Rafaela Carrasco

Der Faden der Ariadne: Premiere 1

Die Erwartungen waren hoch und sie wurden nicht enttäuscht. Ein perfektes Szenario für die große Bühne des Villamarta. Ein perfekter Beginn mit einer in Rauch gehüllten Bühne und dem Licht eines Leuchtturms, das den Zuschauerraum erleuchtete. Ein Nebelhorn, das Rauschen des Meeres und eine Frau. Allein. Einsam. Suchend. Hinter ihr eine graue Wand an die sie immer wieder stößt. Eine Stimme aus dem Off – Die schlimmsten Geheimnisse sind die, die nur die anderen wissen – wie wahr.

Als die Wand sich hebt ist es aus mit der Stille. Vier Tänzer heben an zu einem Trommelfeuer, das sich nur selten beruhigt. Keine leisen Wellen, nur die Brecher der Brandung und dazwischen eine Frau, beständig und bestimmt. Sie kennt ihren Weg, es ist kein leichter, aber sie geht ihn zu Ende, obwohl sie weiß, was sie erwartet.

Momente von großer Schönheit, die herausragende Ästhetik von Rafaela Carrasco in ihrem Tanz und ihrer Fähigkeit Emotionen zu wecken ohne pathetisch zu sein, der Pas de Deux mit dem jungen Gabriel Matías, Gewinner des Concurso International de Baile Puro de Turín aus dem letzten Jahr, von dem man bestimmt noch mehr hören wird, die Kompositionen von Jesús Torres und Salvador Gutierrez, der ihn begleitet, die Sänger Antonio Campos und Miguel Ortega und der präzise Blick von Álvaro Tato kreieren ein Stück aus einem Guss, das selbst höchsten Ansprüchen gerecht wird.

Und dennoch – Ariadne wurde schließlich von Theseus, den sie liebte auf Naxos zurückgelassen – fehlt mir ein wenig die Empathie, die Sehnsucht und das Herz. Aber vielleicht war ja etwas anderes wichtiger: die Kraft einer Frau, die verraten und verlassen wurde und die dennoch auf ihrem Weg bleibt. Oder vielleicht spielt das ja auch keine Rolle und ich höre einfach auf zu suchen.

Rafaela Carrasco: Ariadna (Al hilo del mito)

Teatro Villamarta, 21.02.2020