ANAIREIN
Alberto Sellés ist eines der jungen Tanztalente, den die Pandemie gerade in einem Moment zum Stillstand verurteilte, als er bereit war seinen Höhenflug zu starten. Mit Sehnsucht erinnern wir uns noch an jene ‚Las Campanas del Olvido’ mit David Palomar, die alle Aficionad@s aufhorchen ließen, weil sich ein großes Talent ankündigte.
Dann kam die Pandemie und mit ihm eine schwere Zeit, die er auch nicht ungenützt verstreichen ließ, denn auch in ‚El Sombrero’ von Estévez/Paños zeigte er sein großes Talent, als Tänzer wie als Sänger.
Auch in ‚Anairein’ begann er singend, aber auch tanzend. Die Bühne leer bis auf eine große weiße Wand, die später im Schattenspiel eine dominante Rolle übernahm.
Der Gitarrist Francis Gómez brillierte in neuen Akkorden, der Perkussionist Lito Mánez durch sein gefühlvolles Spiel, aber wer wirklich im Vordergrund stand war Pepe de Pura, ob in der Bambera, den Cantiñas, der Milonga oder des Tränendrüsen treibenden ‚Fuera de mi Vida’ – wer musste sich nicht schon einmal von einer großen Liebe verabschieden – er ist im Moment der Begleitsänger, der, egal, mit wem er singt, Emotionen hervorruft und durch seine Bühnenpräsenz manchmal die Hauptpersonen in den Schatten stellt.
Großartig auch der kurze aber wichtige Auftritt von Diego Villegas mit seiner Harmonica in seinem Duett mit Alberto Sellés.
Sellés ist ein talentierter Tänzer, einfallsreich und technisch brillant, nicht nur mit seinen Zapateados, auch mit seinen Braceos, den Armen, die den einer Frau in nichts nachstehen.
Von der Dramaturgie her gäbe es noch einiges zu straffen, vor allem in dem Moment, als er sich das Hemd auszieht und über langen Strecken mit nacktem Oberkörper tanzt, etwas, das sich mir nicht wirklich erschloss, aber schließlich war es ja eine Premiere und hier wird sich bestimmt noch einiges ändern.
Dennoch: ein interessantes Stück mit hervorragenden Interpreten.
Alberto Sellés: ANAIREIN
Museos de la Atalaya, 07.08.2023
Fotos: TPastora
Text: Susanne Zellinger