‚Venero’
Am frühen Donnerstag Abend standen in den Museos del Atalaya gleich drei Preisträger aus dem letzten Jahr auf der Bühne: Águeda Saavedra als interessanteste Neuentdeckung, Pepe de Pura als bester Sänger und Juan Campallo mit gleich zwei Auszeichnungen für die beste Komposition und den magischen Moment. Dahinter steht aber eine der ganz großen Frauen des Flamenco, die den Hauptpreis verdiente und ihn für viele auch trägt wie eine unsichtbare Krone: Mercedes de Córdoba.
Unter ihrer Regie gelang es Águeda Saavedra eines der schönsten Stücke des bisherigen Festivals zu realisieren: ‚Venero’ ist ein Ausflug in eine andere, von Licht durchflutete Welt, – auch wenn der Fotograf des Festivals gerade diese ausgelassen hat – die Welt der Kindheit und der Unschuld, mit Spielen, bunten Bändern im Haar und den ersten koketten Blicken in die andere, neue Welt der Emotionen.
Die wird in diesem Fall verkörpert von Pepe de Pura, und in dieser Szene liegt eben das große Können und das Feingefühl von Mercedes de Córdoba, der es gelingt einen Moment der Intimität zu schaffen mit einem ganz simplen Detail, indem Pepe de Pura Águeda die Haare flicht, einfach wunderschön.
Jesús Corbacho und Pepe de Pura ergänzen sich wie immer total, El Oruco bildet die rhythmische Basis und Juan Campallo, der ja im letzten Jahr zu Recht mit zwei Preisen ausgezeichnet wurde ist eine unerschöpfliche Quelle von Melodien, die in jedem Palo mit neuen Ideen aufwarten wie im Tarantos, der Alegría oder der Seguiriya.
Und was soll ich über Águeda Saavedra sagen, damit es nicht übertrieben klingt? Sie ist jung, sie ist schön, sie hat schauspielerisches Talent, sie kann sein wie ein kleines Mädchen und im nächsten Moment wie eine Löwin, sie tanzt mir Temperament und sie verausgabt sich völlig, sie spricht mit den Künstlern auf der Bühne genauso wie zum Publikum, ihre Bewegungen sind präzise aber voller Leben und ihre Ausstrahlung faszinierend. Was soll ich sagen – ich glaube ich hab mich verliebt.
Águeda Saavedra: Venero
Museos de la Atalaya, 02.03.2023
Fotos: Esteban
Text: Susanne Zellinger