Das Ballet Nacional de España (BNE), das seit September 2019 von Rubén Olmo geleitet wird, ist die führende öffentliche Tanzkompanie Spaniens, die 1978 unter dem Namen Ballet Nacional Español mit Antonio Gades als erstem Direktor gegründet wurde. Es gehört zu den Produktionseinheiten des Instituto Nacional de la Artes Escénicas y de la Música (INAEM), das dem Ministerium für Kultur und Sport untersteht.
Ein unglaubliches Ensemble mit hervorragenden TänzerInnen in der Choreografie von Javier Latorre unter der szenischen Leitung von Paco López, sagt der Foldertext Folgendes:
„El Loco“ ist eines jener Stücke, die einen durch die Schönheit des Bühnenbildes und der Kostüme beeindrucken. Es ist eines dieser Stücke, die etwas Magisches an sich haben, wie ein Zauber, der einen noch Tage nach der Aufführung verfolgt. Es ist nichts weniger als eine Liebesgeschichte zwischen einem Mann und dem Tanz. Ein Mann, der einem Traum nachjagt, dessen einziger Lebensgrund ihm gnadenlos entrissen wird. Man verlässt das Theater voller Emotionen und Mitgefühl für diesen Felix, bekannt als „El Loco“.
Noch viel interessanter ist die wahre Geschichte jenes Mannes, den sie „El Loco“ nannten:
Die Geschichte
Am Anfang stand die Entscheidung, das Stück „El corregidor y la molinera“ von Manuel de Falla, dessen Premiere im April 1917 stattgefunden hatte, in ein Ballett für die Ballets russes von Diaghilev umzuwandeln, was auch geschah. Die Premiere fand zwei Jahre später in London statt, im April 2019, ein historischer Moment, vereinigte er doch drei Genies der damaligen Zeit auf einer Bühne. Den spanischen Komponisten Manuel de Falla, den Malerfürsten Pablo Picasso und den großen Choreografen Léonide Massine. Tanzen würden die berühmten Ballets Russes und der Titel des Ballets war „El sombrero de tres picos“.
In den zwei Sommern, die der Premiere vorangingen, bereisten Diaghilev, Massine und Falla verschiedene spanische Städte, darunter Barcelona, Salamanca, Madrid, Toledo und Córdoba auf der Suche nach traditionellen Folkloretänzen für ihr neues Stück.
Ihre Tage verliefen immer gleich: Untertags besuchten sie Museen, Paläste, Kirchen und andere Sehenswürdigkeiten und nachts besuchten sie dann verschiedene Cabarets und Café Cantantes, immer auf der Suche nach Inspiration.
Im berühmten Café Novedades in Sevilla sahen sie dann eines Abends einen jungen Flamencotänzer, der sie tief beeindruckte. Der junge Félix Fernández García tanzte, wie sie es noch nie gesehen hatten. Er tanzte sich in eine Trance, die den ganzen Zuschauerraum zu ergreifen schien. Seine Drehungen, sein entfesselter Rhythmus und die absolute Hingabe, die sich in seinem hübschen Gesicht wider spiegelten, beeindruckte die drei Reisenden zutiefst.
Diaghilev beschloss ihn für sein Ballet unter Vertrag zu nehmen. Félix verpflichtete sich darin, die russischen Tänzer/innen in Flamenco und spanischem Tanz zu unterrichten. Er war genau das, was sie brauchten, damit Massine seinen Traum vom „Spanischen Ballett“ verwirklichen konnte. Und der junge, leidenschaftliche Tänzer, der zuvor sein Land noch nie verlassen hatte, ließ sich mit Versprechungen von zukünftigem Ruhm überreden, mit nach Russland zu kommen.
Die Realität sah jedoch ganz anders aus. Je näher die Premiere rückte umso schwerer fiel es Félix, sich dem strengen Regime Diaghilevs zu unterwerfen und je verzweifelter er versuchte, die gleichen Schritte in jedem Moment zu wiederholen, er, der reine Leidenschaft und Intuition war, umso klarer wurde es, dass nicht er, sondern Massine die begehrte Rolle tanzen würde. Im Moment der tiefsten Verwirrung floh er einige Tage vor der Premiere aus den Umkleideräumen des Theaters und er wurde in der Nacht von der Polizei in der Kirche von Saint Martin in the fields aufgegriffen, nackt und vor dem Altar eine Farruca tanzend. Er wurde in die Nervenheilanstalt von Epson eingeliefert und er sollte sie nie mehr verlassen. Er starb dort 20 Jahre später, während London von der deutschen Luftwaffe bombardiert wurde.
2004 feiert das Ballet Nacional de España Premiere im Teatro Real mit „El Loco“ in einer Choreografie von Javier Latorre.
Ballet Nacional de España: “El Loco“
Teatro Villamarta, 24.02.2023
Text: Susanne Zellinger
Fotos: Esteban