Festival de Jerez 2021: Ein Rückblick

Noch immer fühlt es sich an wie ein Wunder, dass das Festival de Jerez stattgefunden hat, und mit Bewunderung und einer gewissen Zärtlichkeit denken wir alle heute an Isamay Benavente, die es durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit tatsächlich geschafft hat, das Unmögliche möglich zu machen. Und uns mit Gelassenheit, Liebenswürdigkeit und guter Laune das Gefühl gab, als wäre es einfach gewesen und das war es sicher nicht.

Das Programm war abwechslungsreich und interessant, es gab viele Premieren, viele große Inszenierungen und die kleineren waren auch sehr schön. Ein wenig Sehnsucht hatte ich vielleicht nach Cante, Toque und Baile ohne was drum herum, aber gut, ich hätte ja auch in die Peñas gehen können, aber das hab ich diesmal nicht geschafft.

Und es gab ja wirklich unglaublich schöne Vorstellungen, wie „Al Fondo Riela“ von Rocío Molina, ein wahres Wunderwerk, das alle verzauberte. „Wie macht sie das nur“, war die Hauptfrage nach dem Stück auf dem Vorplatz des Teatro Villamarta, sie macht nichts und du spürst alles. Natürlich hat sie nicht nichts gemacht, so viel habe ich sie schon lange nicht mehr tanzen gesehen, dabei hatte sie „nur“ zwei Gitarren dabei, aber die waren genau das, was dieses Stück brauchte und Rocío auch: Eduardo Trassierra und Yeray Cortés, einfach großartig in jedem Moment. Ein absolutes Highlight.

©Javier Fergo

Die junge Generation war diesmal im Villamarta hauptsächlich männlich, was auch durchaus passte, denn im letzten Jahr gaben die Damen den Ton an. Jesús Carmona mit „El Salto“, David Coria mit „Fandango“ und Eduardo Guerrero mit „Dabajo de los piés“ überzeugten auf der großen Bühne, sie hatten in den letzten Jahren hier ihre kleineren Stücke gezeigt und das ist auch das Schöne an diesem Festival, dass Isamay Benavente die Künstler wirklich unterstützt und sie auf ihrem Weg begleitet, so auch Marco Flores, der dieses Jahr zwar nicht auf der Bühne stand, dafür aber einige male im Zuschauerraum um sich die Stücke seiner Kollegen anzuschauen.

©Javier Fergo

Auf den kleineren Bühnen überzeugte vor allem José Manuel Álvarez mit „Cruces“ und man war sich darüber einig, dass er demnächst auf die große Bühne muss, damit er mit seinen langen Beinen nicht an irgend welche Seitenteile stößt, nein, Spaß beiseite, mit seinen hervorragenden Musikern erntete er Beifall von Publikum und Kritik. Auch José Maldonado kam sehr gut an, genauso wie Guadalupe Torres.

©Javier Fergo

In der ChefInnenetage gelang vor allem Joaquín Grilo ein Bravourstück, mit „Alma“ eroberte er sich wieder seinen Platz zurück in den Herzen seiner Fan – vor allem –innens. Die Kritik lesen Sie gerne hier. An zweiter Stelle stand Herr Andrés Marín mit seinem futuristischen „Carta Blanca“, María Pagés machte es uns diesmal nicht so leicht und an Eva Yerbabuena kann ich mich nicht mehr erinnern, aber die Kritik steht hier.

Auch an den Nebenschauplätzen gab es interessante und schöne Dinge wie beim OFF Festival in der Guarida del Ángel. Wenn man Lust auf Tablao hat ist man hier auf jeden Fall gut aufgehoben, ich hatte hier an einem frühen Abend das Vergnügen „Daily Fuguet“ zu sehen mit Lucas Balbo an den Drums und seine wunderschöne Frau Mariana Martínez bei einer erhabenen Soleá mit Juan Moneo an der Gitarre.

In der Dama Juana wurde die CD von Jooko Horia, geboren an der Grenze zwischen Irak und Syrien und ein enger Freund von Moraito, vorgestellt, begleitet von einer Copita aus der Distillery des Hausherrn Josema Pelayo.

Unentbehrlich natürlich die Copita und die Tapita nach den Vorstellungen in der Bar „La Manzanilla“, bei einer Moraíta und einem Pinchito de Cordero aber vor allem mit den Gesprächen mit Freunden, Kollegen und Künstlern. Da es dieses Jahr weniger Vorstellungen gab, war es auch absolut stressfrei und man konnte sich Zeit lassen.

Außerdem war da ja noch Ulrich „El Rizos“ mit seiner Gitarre auf dem Rücken und so er um die Ecke bog in Richtung „La Reja“ kam man noch in den Genuss einer kleinen Juerga, klein im Sinn von intim, denn oft waren einige der „Großen“ da. Ulrich oder „Lurri“, wenn die Konsonantenkombi schwer fällt, ist beim Festival unentbehrlich, ohne ihn wären viele der besonderen Momente nicht passiert.

Ein unglaublich schönes Festival geht hiermit zu Ende, aber das absolut beste ist, dass der Termin für das nächste schon feststeht. Es wird wieder im Februar stattfinden und zwar vom 19.02.2022 – 05.03.2022.

www.festivaldejerez.es

Fotos: Javier Fergo, Susanne Zellinger

Text: Susanne Zellinger