Das Prinzip der Schönheit
Man kann sagen, was man will, ich zum Beispiel behauptete immer, dass mir die Arme der Pagés auf die Nerven gehen, aber diese persönlichen Meinungen sollte man sich angesichts der Ästhetik dieser großen Künstlerin wirklich verkneifen. Ihr neuestes Stück „Óyeme con los ojos“, „Hör mich mit den Augen“ ist ein kleines Juwel, ein Kunstwerk eben. Acht kleine Szenen beschäftigen sich in Texten von Benedetti, Sor Juana Inés de la Cruz oder Tagore mit den existentiellen Zweifeln und Gedanken einer Frau oder besser vieler Frauen. Ihr Outfit ist exquisit und illustriert die Letras auf eine Weise, wie nur sie es kann.
In der Seguiriya am Beginn trägt sie ein schwarzes Kleid, das in eine rote Bata de Cola übergeht, die aus kleinen Flammen zu bestehen scheint, jede bewegt sich allein, ein Funkeln liegt in der Luft und María Pagés bewegt sich im Schatten der Flammen von der Taille aufwärts. Oder ihr graues Nichts, das sie am Ende trägt, ein endloser Schatten, der um sie kreist, wie das Meer wenn die blaue Stunde schlägt und die poetischen Texte von El Harbi El Harti wie Wellen ihren Körper durchdringen.
Das Begleitensemble war wie immer von ausgesuchter Qualität, die Überraschung des Abends war für mich Juan de Mairena, eine großartige Stimme, die wir mit etwas Glück bald in Düsseldorf hören werden, in der Kompanie von José Galán. Rubén Levaniegos an der Gitarre, Sergio Menem am Cello und David Moñiz an der Geige waren eine Klasse für sich.
Einige Stücke kamen uns bekannt vor, wie der Tanguillos Sprechgesang, der eine wenig Leichtigkeit und Humor ins doch sehr melancholische Ganze brachte, aber wie gesagt, die Ästhetik der María Pagés ist eine eigene Liga in der ihr niemand den ersten Platz streitig macht.
Teatro Villamarta, 2.3.2017
„Óyeme con los ojos“
María Pagés Compañía