La Moneta, Gitana aus Granada galt schon sehr früh als eine der vielversprechendsten jungen Bailaoras durch ihr Temperament, ihre Leidenschaft, ihr Gefühl für den Compás und, nicht zu vergessen, ihre unglaublich schönen Augen und wenn Antonio Gades heute eine Tänzerin suchen würde, die die Rolle der Carmen verkörpert, würde er sicher sie aussuchen.
Natürlich hat sie es auch nicht ganz leicht, denn sie ist eine von denen, bei der die Aficionados immer sagen „Was macht sie denn da, sie soll einfach nur tanzen, mehr brauchen wir doch nicht, was soll denn dieses ganze Geschwafel.“ Und dabei vergessen sie, dass das heute erstens nicht mehr so einfach ist, weil die Erwartungen an die TänzerInnen auf der Bühne ganz andere sind als früher und weil auch die Künstler selbst eine gewisse Unruhe spüren, der sie nachgehen müssen.
In ihrem neuen Stück „Divino amor humano“ erzählt La Moneta die Geschichte der Heiligen Teresa von Avila, der Santa Teresa de Jésus, der Gründerin des Ordens der Unbeschuhten Karmeliter, eine gebildete und heilige Frau, die schon als Kind die Berufung zum Leiden spürte und als Märtyrerin sterben wollte.
Das auf die Bühne zu bringen ist ja nicht ganz einfach, wie man sich vorstellen kann und doch hat La Moneta den einzig richtigen Weg gefunden: Eine klare, mystisch verklärte Inszenierung, die durch Ästhetik und Ehrlichkeit besticht. Die Musiker sitzen hinter einem Schleier, auf den eindrucksvolle Bilder projiziert werden, aber auch hier, einfach und ohne Schnörkel. Die Musiker sind hervorragend, die Arrangements wirkungsvoll und gut eingesetzt, allen voran die E-Gitarre von Paco Luque, eine Entdeckung, zumindest für mich, die junge Sängerin Aroa Paloma aus Granada.
La Moneta tanzt die Verzweiflung und das Leiden mit Ausdruck und ihrer großartigen Bewegungssprache, manchmal ist sie wild, manchmal verletzlich, schön auch, dass man durch das klare Bühnenbild ihre Körperlichkeit genießen kann. Sie versteckt nichts und selbst als sie dem Tod entgegengeht tut sie das mit Leidenschaft. Ich war beeindruckt und freute mich, dass La MOneta nach zwischenzeitlichen Irrungen nun wieder mehr zu sich selbst gefunden hat.
Teatro Villamarta, 26.2.2017
„Divino Amor Humano“
La Moneta
In der Bodega präsentierte die Grande Dame des Cante, Carmen Linares ihre neue CD „Verso a Verso“ mit Texten des großen Poeten Miguel Hernández aus der Dichtergeneration del 27, des einzigen aus der Gruppe, der als Sohn eines Ziegenhirten keiner gutbürgerlichen Familie entstammte, schon als Junge die Schule verlassen musste und dadurch auch keine Ausbildung hatte. Er war ein revolutionärer Geist und starb, nachdem seine Todesstrafe aufgehoben wurde, an Tuberkulose im Gefängnis.
Seine Gedichte sind von großer Schönheit und wurden schon von vielen SängerInnen vertont. Carmen Linares hat eine zerbrochene Stimme, una voz rota, aber im Flamenco zählt vor allem der Ausdruck und die Intensität und die hat sie ja nicht verloren. Umgeben von einem hervorragenden Ensemble, allen voran Pablo Suárez am Piano und Salvador Gutierrez an der Gitarre bettet sie die Gedichte in verschiedenste Palos, von der Bulería por Solea bis zu Peteneras in jazzistische Arrangements, das Publikum dankte ihr mit Standing Ovations.
Bodega González Byass, 26.2.2017
„Verso a Verso“
Carmen Linares