Das Schöne am Festival in Jerez ist natürlich das Wiedersehen mit Freunden, alten Bekannten, Wegbegleitern, anderen Journalisten und den Künstlern. Da wunderte sich vor kurzem ein Filmemacher und sagte nachdem er die herzliche Begrüßung mit einem Flamencostar beobachtet hatte: „Das ist ja, als wenn man Mick Jagger auf der Straße trifft und er umarmt dich und gibt dir zwei Küsschen“. Und er hat Recht. Das gibt es nur hier.
Das Zweitschönste ist aber gleich der Abend nach der Eröffnung des Festivals auf dem Vorplatz des Theaters Villamarta. Das ist wie auf dem Fußballplatz nach dem Spiel nur dass wir einander nicht schlagen und schöner angezogen sind.
Auch gestern schieden sich die Geister, wobei ich behaupte, dass wir von außen oft den klareren Blick haben. Die Insider und „Flamencologen“ gehen einfach oft zu sehr ins Detail und sind durch jahrelanges Baden im gleichen Teich verschrumpelt.
Was ich gesehen habe, war ein hervorragendes junges Ensemble, man darf ja nicht vergessen, dass das in dieser Form eine Premiere war, mit neuen TänzerInnen und Musikern, die fast zwei Stunden – ja, es war zu lang- das Leben von Silverio Franconetti tanzend erzählten und zwar in abwechslungsreichen Choreographien unter der Führung von Rafael Estévez. Escuela Bolera und Flamenco wechselten sich in rasantem Tempo ab, gar nicht zu reden von der Herausforderung immer zu wissen wo wann hingetanzt wird. Das war ironisch, tut mir leid. Die Kostüme waren wunderschön und die Kompositionen für Gitarre von Jesús Guerrero exquisit.
Natürlich gibt es immer etwas zu kritisieren, auch durchaus zu Recht, aber warum sollten wir das tun, am ersten Tag, ich hebe mir das jedenfalls für später auf.
Festival de Jerez
Teatro Villamarta, 24.2.2017
Ballett Flamenco de Andalucía
Rafael Estévez