Schwarz-Weiss oder Bunt
Besser könnte man es nicht zeigen, wie weit die Flamencowelten auseinander liegen. Ángel Muñoz wagte sich mit Claroscuro in die Welt der elektronischen Musik. Daniel Muñoz alias Artomático ist ein versierter Begleiter mit seinem Computer, aber da lag für viele schon das erste Problem: War er nun Begleiter oder Protagonist? Wer ordnete sich wem unter? Wer oder was stand im Vordergrund? Der dumpfe elektronische Herzschlag oder die flinken Füße des Tänzers? Die dominante Präsenz des statischen Players oder die raumgreifende Choreografie?
Ich mochte den klaren Compás und die präzisen Beats, bestens abgestimmt auf die hervorragende Lichtregie, die den Bühnenraum begrenzte aber auch erweiterte, die konzentrierte Arbeit von Ángel Muñoz und auch den kurzen Temperamentsausbruch bei den Tangos, sein Duett mit dem Multiinstrumentalisten Diego Villegas und auch dieses Sich zurück nehmen jenseits jeder Folklore. Das erlaubt der moderne Flamenco nämlich auch, die Eigenständigkeit und Neu Orientierung. Was nicht heißt, dass sein nächstes Stück nicht ganz anders aussehen kann. Das einzige, was ein wenig zu kurz kam, war der Cante, aber vielleicht war Miguel Ortega – großartig bei Olga Pericet – auch nicht die Idealbesetzung für dieses Stück, er mag es eventuell ein wenig heimeliger. Wer eine Geschichte dahinter suchte, tat sich schwer, das Konzept lag deutlich nicht darin zu erzählen sondern einfach zu zeigen.
Teatro Villamarta, 6.3.2017
Claroscuro
Ángel Muñoz
Am gleichen Abend zeigte die junge Bailaora María Moreno ihr Stück „Alas de recuerdo“ und da hatte ich meine Schwierigkeiten, zu deutlich war das Fehlen einer helfenden Regiehand. Sie wollte sehr wohl eine Geschichte erzählen, aber wie bei einem guten Roman muss dabei der Rhythmus stimmen wie bei einem griechischen Drama.
Begann der Abend mit einer wunderschönen Vidalita, gesungen von Pepe de Pura, zog sich María gleich darauf hinter einen Vorhang zurück um sich dort gefühlte 10 Minuten umzuziehen, während der Gitarrist sein Solo spielte.
Dass sie eine hervorragende Tänzerin ist beweist sie in den Alegrías und den Jaleos, aber mir fehlte der Faden. Im Endeffekt war es eine traditionelle Aufeinanderfolge von Palos und dagegen ist ja nichts einzuwenden, aber dann ist alles andere überflüssig, auch Projektionen von Strand und Meer. Baile, Cante und Guitarra, mehr hätte es nicht gebraucht und sogar hier hätte ich auf Enrique El Extremeño verzichtet, der mit seinem wie immer viel zu lauten Cante eine gewisse Rauheit in das Stück brachte. El Mati und Pepe de Pura hingegen haben die nötige Sensibilität um sich auch einmal zurück zu nehmen.
Sala Compañía, 6.3.2017
Alas de recuerdo
María Moreno