Im Rahmen des 22 Concurso Nacional de Arte Flamenco de Córdoba gab es am Wochenende zwei Premieren. Ich beginne mit der ersten, denn die ist um einiges einfacher zu beschreiben: Manuel Moreno Maya „El Pele“ ist einer der ganz großen Sänger, die mich immer wieder überraschen. Und nicht etwa mit den in der Pressekonferenz angekündigten „sorpresas“, die dann meistens nicht stattfinden, oder doch und man hat sie nicht bemerkt. Was kann mich heute denn noch überraschen im Flamenco?
Überraschen kann mich ein Cantaor gitano de Córdoba, der einerseits in seinem Auftreten immer etwas von einer Diva hat – und damit meine ich nicht die gelackten Schnürschuhe, das kokette Hütchen und die sinnlichen Blumenjacketts, sondern die Selbstverständlichkeit, mit der er sich auf der Bühne bewegt, sich seinen Musikern zuwendet, das Publikum verführt und auf und ab geht, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt und andererseits eine Freiheit beweist, die nur wenige andere besitzen.
Bei ihm klingt alles immer neu, er moduliert seine Stimme, wie es ihm gefällt, er hat Kraft in den Höhen und eine raue Zärtlichkeit in den Tiefen, wenn es ihm Spaß macht, singt er seine wunderbare Sevillana del Pañuelo por Bulerías, mit seinen Letras erzählt er eine ganze Geschichte, mein Favorit war diese:
Te acuerdas
Cuando entonces
Bajabas descalza para abrirme
Y ahora ya no
Me conoces
Genauso schön die Bulería „Los Amantes“ von seinem Album „Canto“ mit Vicente Amigo, der übrigens auch im Publikum saß. Hochsensibel, hochbegabt und wirklich überwältigend. An der Perkussion begleitete Paquito González, an der Gitarre Niño Seve und erfreulicherweise wieder einmal Salvador Gutiérrez. Belebend wie immer die beiden Palmeros Bobote und Torombo, der auch einige Pataítas beisteuerte. Pastora Galván überraschte in ihrer ersten Intervention mit einer eigenwilligen Performance im Negligé zu einer Cello Suite von Bach, mein Freund zur Rechten war begeistert und fand es ganz wunderbar, ich bin mir bis jetzt nicht ganz sicher, ob ich es mag oder nicht, vor allem die Projektion im Hintergrund von Micky und Minnie Mouse in einem Propellerflugzeug verwirrte mich, aber gut.
Einer der Höhepunkte des Abends war der Auftritt von Dani de Morón, als Artista invitado, der wieder einmal bewies, dass er einer der Gitarristen des Moments ist. Er spielt, als ob er vier Hände hätte, flicht immer wieder Melodien aus anderen Palos aber auch aus anderen Genres ein, mit einer Leichtigkeit, die ans Unwahrscheinliche grenzt, was für ein Musiker, was für ein Talent.
Ein wirklich bemerkenswerter Abend, der nur vom schlechten Benehmen des Cordobeser Publikums gestört wurde, aber das können Sie nachlesen in der Kritik von Sara Arguijo auf deflamenco.com.
Text: Susanne Zellinger
Fotos: David Val