El Cabrero: Meine Heimat ist die Freiheit
José Domínguez, El Cabrero, ist und bleibt für mich einer der größten Sänger der Flamencogeschichte. Nur wenige haben mich so sehr beeindruckt und berührt, die wenigen male, die ich ihn auf der Bühne sehen und hören durfte, werde ich nie vergessen.
Das erste mal bei einem der Festivales de Verano, als ich noch keine Ahnung hatte, und er Massen von Zuschauern anzog, er war ein Star, wie Camarón oder Antonio Mairena, er faszinierte und begeisterte wie nur wenig andere.
Immer schwarz gekleidet mit einem Halstuch und dem tief ins Gesicht gezogenen Hut mit der breiten Krempe, der einen Schatten auf seine Augen warf, war er eine beeindruckende Erscheinung, die nirgends unbemerkt vorüber ging.
Seine Letras waren oft autobiografisch, so wie diese:
Me gusta vestir de negro
Para que me vean venir
Y para que no digan luego
Que no pasé por aquí.
Für seine Anhänger war er aber immer viel mehr. Ein Unbeugsamer, ein freier Geist, ein politischer Mensch im besten Sinne des Wortes. Im Text von „Como el viento de poniente“, einem seiner Hits, sang er: „Ich war immer jenes schwarze Schaf, das den Steinen, die man auf ihn warf, auszuweichen wusste. Und je mehr die Jahre vergehen, desto mehr verlasse ich die Herde, weil ich nicht weiß, wohin sie geht“.
Zwei mal wurde er verhaftet und eingesperrt, das zweite mal in den 80er Jahren wegen Blasphemie, was einen Aufruhr verursachte, er wurde boykottiert , weil er nicht ins politische Schema passte, aber er wich keinen Zentimeter von seinen Überzeugungen ab.
Geboren in Aznalcollar in der Provinz Sevilla arbeitete er seit seinem sechsten Lebensjahr als Ziegenhirte, er glaubte an die Erde, an die Natur und an die Wahrheit.
“Mi cante huele a campo, a camino, a horizonte y a la Libertad” sagte er und man glaubte es ihm. Auch bei einem seiner letzten Konzerte vor einigen Jahren beim Festival de Jerez durfte ich ihn noch einmal sehen, und wie beim ersten mal war ich gefangen und hatte das Gefühl, etwas ganz besonderes zu erleben.
Auf youtube ist ein Dokumentarfilm zu sehen, den Sie sich nicht entgehen lassen sollten.
https://www.youtube.com/watch?v=qOcaXqcnOks
Foto: Javier Fergo
Text: Susanne Zellinger