Vergangene Woche zeigten die Brünner Symphoniker im Wiener Theater MuTh „El Amor Brujo“. Barbara Höll war für Flamenco Divino vor Ort und teilt mit uns ihre Begeisterung über diesen überaus gelungenen Abend.
Symphonische Einstimmung mit Werken Antonio Josés und Manuel de Fallas
Eines gleich vorweg: die einzige „Enttäuschung“ an diesem Abend war, dass es sich nicht um einen reinen Flamencoabend handelte, wie das das Sujet des Programms vermuten ließ. „El Amor Brujo“ wurde nur im zweiten Teil gezeigt, was erst beim Lesen des Programms klar wurde. Der erste Teil war ein rein symphonischer, der aber mit Werken von Antonio José und Manuel de Falla hervorragend zur anschließenden Flamencodarbietung passte.
„El Amor Brujo“ – ein Genuss der Extraklasse
Für die musikalische Gestaltung von „El Amor Brujo“ waren die Brünner Symphoniker sowie die Flamencogitarristen Manuel de la Luz und Manuel Herrera und der Perkussionist Agustín Diassera verantwortlich. Die gefühlvoll arrangierten Wechsel zwischen Flamenco und Klassik waren spannend und abwechslungsreich, obwohl die Flamencomusiker durch ihre Sitzposition optisch ein bisschen im Abseits waren.
Die Flamencotänzer Ana Morales und David Pérez sind das perfekte Paar, sie harmonieren tänzerisch ausgezeichnet und sind sehr gut aufeinander eingespielt. Den elegant-geschmeidigen Bewegungen der Ana Morales gepaart mit dem raffiniert-subtilen Tanz des David Pérez möchte man unendlich lange zusehen. Sowohl die Interpretation der anspruchsvollen Choreografien – vor allem zur Orchestermusik – als auch die fein aufeinander abgestimmten Kostüme der drei Protagonisten machten den Abend perfekt.
Die Flamencosängerin Rocío Bazán muss man sich merken!
Der eigentliche Star des Abends aber war die junge Flamencosängerin Rocío Bazán, die als Erzählerin durch den Abend führte und sowohl stimmlich als auch darstellerisch überzeugte. Abgesehen davon, dass ihr Gesang ein Ohrenschmaus ist, ist man durch ihre unglaubliche Bühnenpräsenz und intensive Darstellung gefesselt. Scheinbar mühelos gelingt ihr auch eine harmonische Einheit zwischen ihrem kräftigen Flamencogesang und der Orchestermusik – eine Aufgabe, an der andere schon gescheitert sind. Die Zugabe in Form einer „Bulería unplugged“ ließ dann erahnen, welch ungeheures Potential in dieser Sängerin steckt.
Text von Barbara Höll