Nomen est Omen

Ein Otero ist ein Platz in der Ebene von dem aus man aller überblicken kann. Man kann sich um die eigene Achse drehen und sieht nach vorne und nach hinten. In die Zukunft und in die Vergangenheit. Es ist flirrend heiß und die Vergangenheit erscheint wie die Zukunft, während die Zukunft die Gegenwart bedeutet.

Wie bei einer Fata Morgana scheinen manche Dinge übergroß und andere, die mächtig schienen, werden klein. Die Illusion scheint wahrhaftig und die Wirklichkeit bedeutungslos.

Die aggressive Farbe rot wird zum zarten Seidentuch und die schwarze Wand zur schützenden Zuflucht.

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Die narzisstische Hauptfigur zittert und droht zu zerbrechen während sie Befehle gibt, die ausgeführt werden. Die nackten Männer sind stark und schön. Sie tragen alle den gleichen Namen und werden nicht verwechselt. Jeder hat seine Geschichte und darf sie erzählen.

Einer von ihnen ist das Mädchen. Er ist Andrea, die Prostituierte, die ermordet wurde. Andrea trägt keine Perücke. Die trägt ein anderer, der kein Mädchen ist, er ist nur jung und kann alles tun, was Marina nicht mehr tun kann.

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Suffering is one very long moment. It seems to circle round one center of pain, sagte Oscar Wilde und das Zentrum des Schmerzes wird zum Zentrum von FUCK ME, über lange Zeit wird darüber gesprochen, von ihr, der Hüterin des Schmerzes und der daraus entstehenden Schönheit.

Tabus werden gebrochen ohne großes Aufheben darum zu machen und der Großmutter beim Sterben zuzusehen wird zum künstlerischen Akt.

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Der Blick zurück in die Kindheit ist hell und verführerisch aber er war auch damals schon obsessiv und despotisch. Sie fügten sich weil er leidenschaftlich war und das beste in ihnen hervorbrachte. Die fünf Pablos folgten ihr über lange Strecken und als sie sie am Ende allein ließen taten sie es, weil sie es wollte.

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Ich laufe jetzt, sagte sie als alles zerbrach und ihr könnt gehen wann ihr wollt. Da war sie schon nackt und alles was wir gedacht hatten war Illusion. Manche blieben und manche gingen und als es ihr zu dumm wurde lief sie davon.

Wer weiß, wohin.

FUCK ME

Marina Otero

Volkstheater, 17.07.2023

www.impulstanz.com

Text: Susanne Zellinger

Fotos: 2,3,5: Maca de Noia

1, 4: Ale Carmona