Aus aktuellem Anlass aber auch in Gedenken an den Choreografen Jochen Ulrich, der im November vor 4 Jahren verstorben ist und den wir noch immer vermissen, hier ein älteres Interview mit den Pérez Brüdern, das immer noch gültig ist. Elías gibt heute Workshops im Performing Center Austria in Wien, Daniel hat im Dezember Premiere mit einer Neubearbeitung des Nussknackers im Theater an der Rott in Eggenhofen, also alles wie gehabt.

Dies ist die Geschichte von zwei Brüdern. In der Geschichte gibt und gab es immer wieder Brüderpaare, die in der Kunst erfolgreich waren. Interessant dabei ist, dass sich männliche Geschwisterpaare oft der gleichen Kunstrichtung verschrieben haben, während das bei Bruder und Schwester seltener der Fall ist.

So aus dem Stehgreif fallen mir ein: Das Schriftstellerpaar Thomas und Heinrich Mann, die Rennfahrer Ralf und Michael Schumacher, die Schauspieler Joaquín und River Phoenix, Robin, Barry und Maurice Gibb von den Bee Gees oder die Politikerbrüder John F. und Robert Kennedy.

Bei unserem Brüderpaar handelt es sich um Daniel Morales Pérez und seinen „kleinen“ Bruder Elías. Sie sind jung, erfolgreich und haben sich mit Leib und Seele dem Tanz verschrieben. Beide tanzen in hervorragenden Kompanien: Daniel in der Kompanie von Jochen Ulrich, einem der Gründer des Kölner Tanzforums und Elías in der Kompanie Antonio Gades. Söhne von andalusischen Einwanderern kommen sie aus einer einfachen Familie in Cerdanyola del Vallés in Katalonien. Ihre Beziehung zueinander ist von Respekt und Zuneigung geprägt, Rivalitäten gibt und gab es nie.

Wie hat alles angefangen?

Daniel: Als ich 10 Jahre alt war, schrieb ich mich mit ein paar von meinen Freunden bei einer Folkloretanzgruppe ein und nach ein paar Jahren war es eigentlich mein Vater, der mich ermutigte, es mit Klassischem Ballett zu versuchen, bei uns Jugendlichen kamen Spitzenschuhe und Tütüs eigentlich nicht so gut an, aber ich versuchte es und da ich Talent hatte, wechselte ich bald in eine bessere Schule und danach kam schon das Konservatorium in Barcelona.

Elías: Ich fing natürlich später an, auch mit Folklore, aber ich hörte wieder auf. Als ich dann Dani eines Tages von der Tanzschule abholte, er tanzte damals in der Academia von Pastora Marco, sah mich die Lehrerin und sagte: Hör mal, willst du nicht auch versuchen? Du hast einen perfekten Körper für einen Tänzer! Ich konnte mir eine Ausbildung eigentlich nicht leisten, aber sie versprach mir Unterstützung und so fing ich an.

Was sagten eure Eltern zu zwei Tänzern in der Familie?

Daniel: Meine Eltern standen immer hinter uns und haben uns viel Verständnis entgegengebracht, wir hatten nicht viel Geld, aber sie haben uns unterstützt wo es nur ging. Mein Vater sagte nur: Du kannst machen, was dich glücklich macht, aber wenn du dich für den Tanz entscheidest, dann zieh es durch mit ganzer Kraft.

Elías: Sie haben uns immer unterstützt, das stimmt, aber das wichtigste war für mich, dass es jemanden gab, der mich verstand, wenn ich litt. Das Leben eines Tänzers ist manchmal sehr hart. Eine Verletzung, eine vertane Chance, das Gefühl, dass du dich nicht verwirklichen kannst usw. Und da hatte ich einfach das riesengroße Glück, dass mein Bruder auch Tänzer ist. Er fing mich auf und machte mir immer Mut. Ich tu das für ihn natürlich auch.

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Ihr seid nun beide in sehr guten Kompanien, wie habt ihr das geschafft? Durch Auditions?

Daniel: Nein, ich nicht. Ich kannte Jochen Ulrich aus meiner Zeit am Konservatorium in Barcelona. Er hatte damals für alle Studenten ein Stück montiert, also egal, ob sie Modern oder Flamenco tanzten. Es war einfach genial. Elf Jahre später traf ich ihn dann in Deutschland wieder und ich war immer noch von seiner Arbeit begeistert. Zufällig brauchte er gerade Tänzer und so gingen meine Freundin Ilia van den Bosch und ich mit ihm nach Innsbruck und dann nach Linz.

Elías: Ich tanzte in der Kompanie von Antonio Márquez, aber mein großes Idol war immer Antonio Gades. Durch ihn hat sich mir die Welt des Flamenco eröffnet. Als junger Tänzer wollte ich sein wie er. Und jetzt tanze ich in seiner Kompanie. Er war als Mensch und als Choreograph einzigartig und seiner Zeit weit voraus. Er hat für so viele heutige Tänzer als Vorbild gedient.

Daniel, was schätzt du an Jochen Ulrich?

Daniel: Vielleicht, dass er das Beste von jedem von uns herausholt. Wenn wir ein neues Stück machen, hat er natürlich eine genaue Vorstellung davon und er gibt konkrete Vorgaben. Aber innerhalb der Struktur hast du sehr viel Freiheit, jeder kann so tanzen, dass er sich dabei wohlfühlt. Außerdem fördert er auch die Eigenständigkeit der Ensemblemitglieder und gibt uns immer wieder die Möglichkeit selbst zu choreographieren.

Elías: Das ist bei uns natürlich viel schwieriger, weil es die Choreographien ja schon gibt. Carmen, Bodas de Sangre, die Suite Flamenca, da musst du einfach versuchen bei jeder Vorstellung das Beste zu geben, das ist klar.

Führt ihr eigentlich ein ähnliches Leben?

Daniel: Wir arbeiten gleich viel und leben beide mit einer Tänzerin zusammen, aber sonst ist mein Leben anders, weil ich fix am Landestheater in Linz engagiert bin. Was heißt, dass ich nach der Arbeit nachhause gehen kann oder eine Runde mit dem Hund, wenn ich Lust dazu habe.

Elías: Das ist das Einzige, worum ich ihn beneide, obwohl ich gerne unterwegs bin. Manchmal sind die Tourneen einfach sehr anstrengend und du hast die Hotelzimmer satt.

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Wollt ihr einmal etwas gemeinsam machen?

Daniel: Unbedingt! Wir haben auch schon Ideen und Pläne, aber im Moment scheitern wir am Terminkalender. Letztes Jahr haben wir uns nur ein paar Stunden in Barcelona gesehen, weil ich da einen Auftritt hatte.

Elías: Ich hoffe, dass wir uns diesen Herbst in Linz treffen können. Dann klappt es vielleicht mit einem gemeinsamen Projekt nächstes Jahr.

Gibt es eigentlich einen Plan B, wenn das mit dem Tanzen einmal nicht mehr möglich ist?

Daniel: Ich würde gerne als Physiotherapeut mit Tänzern arbeiten.

Elías: Und ich würde gerne Tanz photographieren. Die Photographie ist meine zweite große Leidenschaft.

Gab es niemals Rivalitäten zwischen euch?

Daniel: Niemals. Elias hat es manchmal so schwer gehabt, als er noch kein fixes Engagement hatte, arbeitete er die Nächte durch, damit er die Miete bezahlen konnte. Ich wollte immer nur, dass er es schafft.

Elías: Wir sind einander sehr nahe, sehr verbunden. Er ist mein großer Bruder und ich bewundere ihn. Da ist kein Platz für Rivalitäten.

Eure Wege trennen sich morgen schon wieder, möchtest du deinem Bruder noch etwas sagen?

Daniel: Bleib wie du bist und lass dich nicht unterkriegen, Du bist mir in vielen Dingen ein Beispiel.

Und du, Elías?

Elías: Du bist etwas ganz besonderes und ich bewundere dich sehr. Ich hoffe, dass wir das erreichen, was wir uns wünschen und dass wir uns nie aus den Augen verlieren.