Daniel Muñoz alias Artomático im Interview

Daniel Muñoz Pantiga ist ein Multitalent. Rockmusiker, Produzent, Fotograf und Sound Artist. Letzteres vor allem mit Ángel Múñoz. Er beschreitet mit Erfolg neue Wege und er hat noch einiges vor.

Wer ist denn jetzt wer?

Ich bin Daniel Muñoz und wenn ich mit elektronischer Musik arbeite, dann als Artomático. Ich habe viele Jahre als Schlagzeuger in Rockbands gespielt, dann auch als Fotograf gearbeitet, für verschiedenste Medien und bei verschiedensten Projekten , aber eigentlich habe ich mit 15 Jahren angefangen bei Indie Rockgruppen zu spielen, in Madrid und London, in London mit Emma Mc Glyn, eine Sängerin, die in einer Gruppe gesungen hat, die ich in Madrid gegründet hatte, sie hieß „Monotone“ und mit ihr bin ich dann nach London gegangen. Aber in den letzten Jahren zieht es mich mehr nach dem Süden, nach Sevilla, Jerez….

Und wie entstand Artomático?

Das war wie ein Versuchslabor, ich habe mich immer schon für den Klang interessiert, das war schon fast eine Obsession, ich suchte die Klänge, die dahintersteckten oder die ich mir vorstellte, wenn ich Schlagzeug spielte. Ich sehe die Musik wie einen Bestandteil des Klangs, ich hab auf der Uni studiert und einen Master in Akustik, ich stellte mir Klänge vor und versuchte sie zu materialisieren um sie hören zu können…

Wow, gehen wir zum Flamenco, bist du ein Aficionado?

Durch meine Arbeit hatte ich viel mit Flamenco zu tun, aber eigentlich bin ich ein Musik Aficionado, ich habe zuhause Tausende CDs und Platten, Rock, Indie, Jazz, Klassik, Moderne Musik, Blues und natürlich auch Flamenco.

Flamenco ist also eine Musik wie jede andere?

Für mich steht an erster Stelle der Klang und dann die Musik und zur Musik gehört der Flamenco. Er ist faszinierend und macht süchtig, er ist reich und hat unendlich viele Möglichkeiten und Gott sei Dank gibt es so viele alte Aufnahmen, es wurde schon sehr früh damit begonnen, Flamenco aufzunehmen, sodass man wirklich viel von den ganz frühen Sänger/innen hören kann.

Wenn du jung bist und in Spanien aufwächst, interessiert er dich vielleicht nicht so sehr und viele lehnen ihn sogar ab, aber später kommst du kaum dran vorbei und er beginnt dich zu interessieren.

Was kann die elektronische Musik, was ein Cajón nicht kann?

Bei der elektronischen Musik hast du eine sehr große Bandbreite an Tönen, die du produzieren kannst, da geht es eher darum, Grenzen zu setzen und Entscheidungen zu treffen, das kann man mit einem Schlagzeug gar nicht vergleichen. Du bist wie ein Maler, der vor seiner leeren Leinwand sitzt, mit einer Palette von Farben und du fragst dich: „Was mach ich denn jetzt?“ Da gibt es unendlich viele Möglichkeiten und Kombinationen. Beim Cajón hast du eine Stift in der Hand und vielleicht hast du Glück und aus deiner Zeichnung wird ein Werk wie von Leonardo da Vinci, vielleicht aber auch nur eine Linie. Die elektronische Musik ist mehr wie ein Konzept und die Instrumente sind ein Werkzeug.

Bei dem Stück mit Ángel Múñoz, das wir in Jerez gesehen haben, warst du die ganze Zeit auf der Bühne, ist das notwendig?

Ich habe auch schon mit zeitgenössischen Tänzern gearbeitet, mit Antonio Ruz zum Beispiel und da gab es eine Partitur, es war ein Werk mit Orchester, das 60 Minuten dauerte. Da war natürlich alles festgelegt und ich saß am Kontrollpult wie der Lichttechniker. Bei „Claroscuro“ mit Ángel Múñoz war das ganz anders, da war ich wie ein Musiker, es gab eine Interaktion, es war etwas, das im Moment passierte, es war real. Natürlich gibt es gewisse Richtlinien und Fixierungen, sonst würde es nicht funktionieren, aber es steckt ein Konzept dahinter, vergleichbar mit: Wir fahren von Madrid nach Sevilla und machen in 8 Orten Halt und die sind festgelegt, wir haben bestimmte Momente, an denen wir uns treffen, weil es eben eine Choreografie gibt und natürlich auch eine Lichtregie.

Für Ángel Múñoz ist das ja ein ziemlich mutiger Weg, musstest du ihn überreden, oder wollte er das selbst?

Ich kenne Ángel schon sehr lange und wir sind gut befreundet, aber die Idee entstand eigentlich, als ich ihn proben sah und feststellte, dass er abgesehen davon, dass er ein sehr guter Tänzer ist, ein außergewöhnlich gutes musikalisches Gehör hat. Er ist ein herausragender Musiker. Ich habe dann für sein Stück „Ángel en blanco y negro“ zwei Stücke gemacht und auch die künstlerische Leitung, aber wir haben uns insgesamt eher an die Richtlinien des konventionellen Flamencos gehalten, an die Ästhetik zum Beispiel, aber während dieser Zusammenarbeit bekamen wir richtig Lust da weiterzumachen, er genauso wie ich.

Du hast ja auch schon mit Estévez und Paños zusammengearbeitet….

Ja, aber das hatte eigentlich auch mit Ángel Múñoz zu tun. Als ich mit meiner Arbeit als Artomático begann, zuhause nämlich, hatte ich plötzlich Lust mit einem Tänzer zu arbeiten und ich rief Ángel an. Es war großartig, Angel zertrümmerte den Boden und wir nahmen ein Video auf. Wir schickten es an einige zeitgenössische Festivals und Ciutat Vella in Barcelona sagte zu. Ich freute mich natürlich und Ángel sagte, er hätte zu diesem Termin keine Zeit. Was tun? Ángel empfahl mir Nani Paños und ich rief ihn an. Wir machten einige Improvisationen und es passte. Nani sagte, aber wenn ich komme kommt auch Rafael Estévez. Ich sträubte mich zuerst, aber dann fügte ich mich und daraus entstand Danza 220v , das sehr erfolgreich war und wir arbeiteten lange zusammen.

Gibt es schon neue Pläne?

Bei der letzten Probe mit Ángel waren wir beide so aufgeregt, weil sich so viele neue Wege auftaten, dass wir unbedingt weiter machen wollen. Aber wohin die Wege uns führen, müssen wir erst sehen.

Fotos Daniel: Silvia Calado