Das Recital von Concha Jareño wurde hier schon einmal besprochen und es hat nichts von seinem Zauber verloren. Noch einmal zum Nachlesen:

http://www.flamenco-divino.at/festival-de-jerez-concha-jareno-y-canito/

Aber man entdeckt ja immer etwas Neues, wenn man ein Stück wieder sieht, vor allem, wenn einige Monate dazwischen liegen. Zum Beispiel die gefühlvolle Perkussion von Bandolero, eigentlich ein Abtrünniger, weil er immer wieder zu den Jazzern entflieht, aber von da kommt er wahrscheinlich, dieser swingige Groove, nie zu laut, aber immer da.

Bandolero Canito Kopie

Oder wie perfekt sich David „El Galli“ und Manuel Gago ergänzen, obwohl sie so verschieden sind und wie unentbehrlich Oruco ist, das hat ja auch schon Rocío Molina erkannt.

Galli Gago

Meine Lobgesänge auf Juan Manuel Suárez „Cano“ muss ich jetzt einmal hintenan stellen, es wäre ja sonst denkbar, dass ich befangen sei, aber nein, er ist der Gitarrist des Jahres. Und wieder geschah der magische Moment dieser Malagueña, die so noch nicht zu hören war in der Flamencogeschichte. Als ich Sänger Manuel Gago fragte, was denn da passierte, sagte er „Ich singe eigentlich die Malagueña, die ich immer singe, das ist alles Cano, das ist die Gitarre, die sie so besonders macht.“ Meine Rede….

Malagueña Kopie

Concha Jareño besticht durch ihre Natürlichkeit, sie besitzt einen ganz besonderen Zauber, in der Guajira flattert der Fächer wie ein kleiner Kolibri, er umschwirrt sie, lässt sich auf ihrer Wange nieder, setzt sich auf ihre Schulter und entschwindet dann mit einem leisen Surren, als wäre er nie da gewesen. In der Martinete verkleinert sie den Kreis, sie zieht die Musiker an unsichtbaren Fäden zusammen, es ist dunkel, tragisch, aber nicht traurig, sie braucht keine großen Gesten um die Stimmung zu verändern, sie schafft es ohne Masken, ohne Worte.

Martinete

Abandolaos, Bulería, Seguiriya und als Abschluss eine Soleá mit Mantón und Bata de Cola, die ihresgleichen sucht, obwohl sich diesmal alle Accessoires gegen sie verschworen hatten, von der Halskette über die Ohrringe bis zum sonst unschuldigen Steckkamm, den sie schließlich mit einem gezielten Mantónschwenker zwischen die Musiker schleuderte – alles unwichtig, sie ist eine Zauberin, die sich manchmal entzieht, um kurz darauf wieder alle in ihr Spinnennetz zu locken.

Soleá

Es war wieder einmal ein wunderbares Wochenende, das uns über das schreckliche Wetter hinwegtröstete und ein großartiges Festival in der Osterwoche 2020 in Aussicht stellt. Ist ja nicht mehr lange hin….

Concha Jareño „Recital Flamenco“

Tanzhaus nrw, 05.10.2019

Text: Susanne Zellinger

Fotos: Albrecht Korff