Diese Woche findet in Athen Coetáni, das Festival für experimentellen Flamenco statt. Über 30 KünstlerInnen aus mehr als zehn Ländern sind in Athen aktiv und neugierig. Es gibt Workshops, Video-Screenings und Performances. Meinen ersten, ausführlicheren Eindruck vom Festival habe ich in meinem Blog veröffentlicht.

Die Festival-Orte

Die Locations des Festivals passen ideal zu den Performances und Workshops. Das Studio „Playground“ ist beeindruckend und ein wunderbarer, inspirierender Ort. Es gibt mehrere Tanzsäle, einen Hof für gemeinsame Pausen und gleich nebenan noch eine Halle mit Bühne für Performances und die Video-Screenings.

Die beiden Theater Rabbithole und Sfendoni Theater bieten einen guten Rahmen für Auftritte. Sie sind roh, nicht übermäßig schick und haben gute Böden. Das Publikum hat eine angenehme Nähe zum Geschehen. Alles wirklich gut gewählt!

Die Workshops

Es gibt auf den ersten Blick tendenziell eher traditionelle Worshops. Dazu zählen für mich Rafael Estévez mit Tangos, Valerianos Paños mit Danza Estilizada, Rosario Toledo mit Alegrías, Yorgos Valiris mit dem Gitarrenunterricht – aber dann ist da auch der Workshop von Yiota Peklari über Flamenco zu griechischer Musik, der Workshop von Niño de Elche über die Stimme und nicht zuletzt der Workshop von Olga Pericet & Paco Villalta zu „Movement and Image“. Also, insgesamt eine gute Mischung – mir persönlich könnte es durchaus aber experimenteller sein.

 

coetani_movementimage
Olga Percet (Tanz) und Paco Villalta (Fotographie) haben seit Montag zu Thema „Movement and Image“ einen Workshop gegeben – im Tanzsaal, wo die Workshops stattfinden, hängen einige der Fotos, die währen des Workshops entstanden sind.

 

Die Performances / Screenings

Die Performances sind alle durchwegs sehr mutig, experimentell und persönlich. Jeden Festival-Abend gibt es mehrere Stücke zu sehen, was für das Publikum viel aber wichtig ist. Bisher habe ich gesehen:

coetani_requiemNiovi Benou und Alexis Tsiamoglou mit „Requiem“ – ein Ausschnitt aus ihrem neuen Stück. Es ist eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie persönliche Geschichten und Erfahrungen in die „Flamencowelt“ eintreten und diese verändern. Eine große Rolle spielt auch Jim Jarmuschs Film „Limits of Control“.

next.duo

Ok, das habe ich nicht gesehen, sondern selbst gemacht. Der Rahmen war ideal für das Stück. Es hat für mich gut funktioniert, auch wenn einige Sequenzen anders geworden sind, als ich das wollte. Aber auch das war stimmig.

On a closer look, next.duo“ is about the twistet eternety of vampires. (von: http://www.coetani.com/wednesday-211.html)

Auch für mich war ein Jim Jarmusch-Film einer der Ausgangspunkte für meine next/ex.duo-Welt: „Only lovers left alive“, und das fand ich eine wundervolle Verbindung zu „Requiem“ von Niovi und Alex.

Al mal tiempo buena cara

Rosario Toledo wirbelte mit ihrem Stück  „Al mal tiempo buena cara“ den Saal auf. Sie bewegt sich in der Welt der Cantiñas und der „¡olé!´s“. Sie singt verschiedene Letras, die im Laufe des Stücks immer ernster und trauriger werden. Sie lacht, das Publikum lacht, sie überzeichnet einige Flamenco-typische Bewegungen. Dann wechselt sich Alegria mit ernsthafter Piano-Musik und Stille, Rosario Toledo entledigt sich aller bunter Mantones und tanzt in schwarzer Unterwäsche mit schwarz/weißem Manton.

LACŪNæ

Die Festivalorganisatorin/Kuratorin Yiota Peklari zeigte am Donnerstag im Sfendoni Theater ihr neues Stück „LACŪNæ„.

The new performance of Yiota Peklari tries to infiltrate the vacuous space of improvisation. (von http://www.coetani.com/thursday-311.html)

Auf der schwarzen Bühne lag ein langer, weißer Weg, den Yiota Peklari entlangschritt. Sie nahm den Klang der Schritte auf, spielte sie als Loop immer wieder ab. Sie bewegte sich an den Anfang zurück, nahm ihre Stimme als weitern Loop dazu, bewegte sich und nahm in den Loop auf, bis ein volles Lied entsteht. Und das ganze dann retour bis zum Stillstand. Für mich war LACŪNæ ein sehr poetisches, innerliches Stück. Klar. Zart und wie ein Punkt.

Silencios

Zum ersten Mal seit über zehn Jahren stehen Rafael Estévez und Valeriano Paños alleine zu zweit auf der Bühne. Ohne MusikerInnen. Ohne weitere TänzerInnen. Für Silencios haben die beiden wieder mit Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola zusammengearbeitet, der auch schon ihr Stück „Romances“ als Regisseur geformt hat.

It will be the two of us, in our essence, building a conversation from the rawness of silence, complementing each other with material from our conceptual and vital languages. (von http://www.coetani.com/thursday-311.html)

Für mich war das Stück schwierig, ich habe nicht hineingefunden. Das Publikumsgespräch danach hat mir geholfen, ein paar Gedanken zu ordnen; dennoch… Valeriano Paños riskierte viel in seinen Bewegungen, er war am Rande seiner Kontrolle und das war faszinierend. Rafael Estévez war elegant und dann wild. Auch das war mitreißend. Und dann waren viele Szenen, die ich nicht zuordnen konnte. Mir bleibt ein Fragezeichen.

Was noch kommt Freitag/Samstag/Sonntag

Alle Programmpunkte von Freitag, Samstag und Sonntag gibt es auf der Webseite www.coetani.com zu finden. Es ist ein großartiges, sehr umfangreiches und mutiges Festival mit mehr als 30 KünstlerInnen aus über 10 Ländern. Ich hoffe, es wird viele weitere Coetani-Festivals geben! Solche Begegnungen, Orte und Möglichkeiten sind so wichtig.