Die Temperaturen erinnern an Südspanien, als Rainer Maria Nero seine neue CD im Theater am Spittelberg präsentiert. Das trifft sich gut, denn der junge Gitarrist hat ein Stück Spanien mitgebracht, verpackt in wunderschöne Musik: So gibt es zum Einstieg gleich Sevillanas, um sich zu akklimatisieren gewissermaßen. Wie alle anderen Stücke auch, sind sie eine Eigenkomposition von Rainer Maria Nero. Begleitet wird er dabei von einem virtuosen Christian Jelicic am Piano, Mateusz Górecki an der Gitarre und dem Katalanen Carlos Ronda Mas an der Percussion.
Es folgen Fandangos „Del Sur“, wiederum begleitet vom Klavier, was diesem sehr schönen Stück eine klassische Note verleiht.
Alegrías, Auftritt: Borja „Niño“ Soto. An diesem Sänger ist ein Rockstar verloren gegangen, das ist klar. Er steht gerne ganz vorne am Bühnenrand mit weit aufgeknöpftem Hemd. Wir Damen haben uns gefreut.
Mein persönliches Highlight ist jedoch die Soleá, die etwas später folgt: Ganz reduziert und intim, nur Rainer Maria Neros Gitarre und eine einfühlsame Percussion. Ein Moment, in dem man sich ganz der Freude an diesem großen Talent hingeben kann.
Nach der Pause kommt Mateusz Góreckis E-Gitarre zum Einsatz und verursacht bei einem „hoffnungslos romantischen“ Stück Gänsehaut.
Und schließlich „En Movimiento“, als Hommage an alle, die den jungen Gitarristen dazu gebracht haben „komisch“ zu sein, 10 Stunden am Tag zu üben und ganz in seiner Musik aufzugehen. Zu diesem Stück gibt es auch ein eigens dafür produziertes Video, welches bei dieser Gelegenheit projiziert wird.
Den Abschluss bildet eine Komposition mit Geige, wunderbar gespielt von dem „Ein-Mann-Orchester“ Klaus O’Riedl. Rainer Maria Nero hat also offenbar über sein Gitarrenspiel hinaus das Talent, ausgezeichnete Musiker für seine Projekte zu gewinnen.
Man kann nur hoffen, bald wieder von ihm zu hören.
Text und Fotos: Sarah Estermann