Biennale NL – last, but not least

Und wieder war es ein Spiel der Gegensätze, die dem begeisterten Publikum an diesem Wochenende zwei Höhepunkte bescherten, mit den beiden Krieger/innen und einem herausragenden Dani de Morón am Sonntag Abend.

Dani de Morón stellte mit seinem Konzert „21“ alles in den Schatten, was ich in den letzten Jahren in diesem Format gesehen habe. Schon bei seiner ersten Bulería, begleitet von den wie immer konzentrierten und charmanten Mellis, hielt es die Zuschauer kaum auf den Sitzen, aber es sollte noch besser kommen. Er besitzt trotz seiner Virtuosität die Gabe der Einfachheit, eine Charakteristik des Toque de Morón, mit der er sich bedingungslos auf jeden der drei Sänger einstellte, immer wieder ein paar disharmonische Elemente einstreute, ohne dass sie störend wirkten oder den Fluss unterbrachen. Jesús Méndez, Antonio Reyes und Duquende begeisterten mit ihren unterschiedlichen Stilen, auch ein Lied war dabei, „Lo Bueno y lo malo“ von Ray Heredia, interpretiert von Duquende, Jesús Méndez erinnerte sich an die Plazuela und Antonio Reyes legte sein Herz in die Tangos.

Bei der ersten Intervention von Patricia Guerrero, im dunkelblauen Samtkleid, was die Schönheit ihrer Bewegungen noch deutlicher werden ließ, bekamen wir gleich zwei Lektionen auf einmal: die von Patricia in der Vereinigung von zeitgenössischem Tanzstil und traditioneller Akzentuierung, spielerischen Momenten und unglaublich perfekten Drehungen, vollkommenem Rückzug in sich selbst und intimem Kontakt mit dem Publikum. Einfach großartig. Die zweite Lektion erteilte uns Dani de Morón mit einer Farruca, wie ich sie schöner noch selten gehört habe, mein Titel für sie ist „La Farruca del primer día“, „Die Farruca des ersten Tages“, schade dass diese Auftritte so flüchtig, so vergänglich sind und dabei kam der Höhepunkt erst am Ende, abgesehen natürlich vom zweiten Solo von Dani, von der ich keine Ahnung habe, was es war, aber die Melodie begleitete mich auf der Heimreise.

Die Bulería am Abschluss verschaffte uns einen Moment des Duende, auf jeden Fall jener Momente, der in die Geschichte eingehen sollte. Wie Patricia Guerrero zum Cante von Jesús Méndez tanzte, begleitet von Dani de Morón, dafür hab ich keine Superlative, es war ein Augenblick der Verneigung vor einer höchsten Form der Kunst.

Der zweite Krieger, Eduardo Guerrero, legte an diesem Wochenende die Latte für männliche Tänzer wieder ein Stück höher. Schon in den ersten Minuten zeigte er, dass er mit seiner Präzision und seinem schier unerschöpflichen Bewegungsrepertoire in einer eigenen Liga spielt. Begleitet vom hervorragenden Schlagwerkensemble von Den Haag, die im Sekundentakt eine Reihe von Lampen im Hintergrund ein und ausschalteten, begleitete er jeden Tic mit einer Bewegung und immer auf die Zehntelsekunde genau. Beim von Philipp Glass inspirierten Perkussionswunder auf einem Tisch, den Eduardo am Ende fast in Einzelteile zerlegte, spürte man die Melodie, obwohl da gar keine war.

Mit der Eleganz eines Panthers bewegte er sich in Slow Motion bis mitten ins Publikum, wo schon die sechs Musiker mit seltsamen Instrumenten auf ihn warteten, Pferdeschädel werden es wohl gewesen sein, und wieder tobte das Publikum, fasziniert von diesem Ausflug in eine vollkommen neue Welt.

Die Standing Ovations waren vorprogrammiert und für viele hätte die Vorstellung gerne noch länger dauern können. Ein Stück zeitgenössischen Flamencos von einem hervorragenden Ensemble und einem der besten Tänzer der heutigen Zeit.

Fotos: manutrillo und FoppeSchut